Folge mir

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Forumseintrag zu „Folge mir“ von teresa falk

teresa falk (25.03.2011 08:31) Bewertung
Vom Alptraum Familienleben

Alp-, aber auch Wunschträume lässt Johannes Hammel in seinem Regiedebut wirklich werden, während das Reale sich zunehmend auflöst. „Folge mir“ ist ein Film, der bewusst keine klaren Grenzen ziehen will zwischen unterschiedlichen Ebenen der Geschichte einer kleinbürgerlichen Familie an einem ebenfalls nicht näher definierten Ort, spielend in den frühen 70er Jahren. Ausgehend von Original Super-8 Aufnahmen aus seiner eigenen Kindheit rekonstruiert Hammel einesteils Szenen der Vergangenheit, etwa den brutal autoritären Religionsunterricht.
In der Folge entwickelt er aber daraus das Drama einer kleinbürgerlichen Familie. Der jüngere Sohn Pius taumelt traumverloren von einer Prügelstrafe zur Nächsten - Hoffnung macht da nur seine seine bleibende Widerständigkeit. Letztlich spürt der Film jedoch vor allem der Wahrnehmung seiner weltfremden und und unspezifisch seelisch kranken Mutter nach, inhaltlich wie formal. Eingeengt von ihren Phobien und Ticks verlässt sie kaum noch die Wohnung, Liebe, insbesondere zwischen dem Mann und ihr erscheint als brüchige Utopie. Schliesslich verliert sich auch er in ohnmächtiger Autoaggresion.

Das alles hält der Regisseur, der bekannt ist für seine Kameraarbeit für Dokumentarfilme, in gestochenen scharfen Schwarz-Weiss-Bildern fest, die die ganze Tristesse der Umgebung - ein Industriehafen - vermitteln.

Ein von hervorragenden Darstellern und Schauplätzen lebender poetischer Film, gegen den nur eines spricht: Er ist verdammt traurig.
 
 

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