The Most Dangerous Man in America

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Forumseintrag zu „The Most Dangerous Man in America“ von r2pi

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r2pi (07.03.2011 20:36) Bewertung
whistleblowing anno 1971
daniel ellsberg, in den 1950ern marineoffizier und bekennender kommunistengegner, hatte als hochrangiger analyst bei pentagon und RAND corporation zugang zu den “pentagon-papieren“, deren existenz selbst dem damaligen präsidenten lyndon b. johnson verheimlicht wurde: 7000 seiten, die sowohl den kriegsgrund (der angebliche angriff im golf von tonkin) als auch die beteuerungen des “verteidigungs“ministers robert mcnamara, der vietnamkrieg wäre noch zu gewinnen, als krasse lügen entlarven.
 
 
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r2pi (07.03.2011 20:48) Bewertung
“we were not on the wrong side – we WERE the wrong side“
packend wie ein thriller, erzählt “the most dangerous man in america“ (zitat henry kissinger) mittels interviews, archivmaterial und animationen seine wandlung vom überzeugten kriegsverfechter zum “vaterlandsverräter“, der familie, karriere, freunde und lebenslange haft riskiert, um die wahrheit ans licht der öffentlichkeit zu bringen und diesen sinnlosen krieg zu beenden – ellsberg vor dem grünen licht des kopiergeräts, mit dem er mühsam, und enervierend langsam, seite um seite kopiert; wie er diese seiten nach und nach in geheimen verstecken aus dem büro schafft; wie er dieses material endlich an die presse weiterleitet – erst die new york times, nach deren beschlagnahme an die washington post, nach weiterer beschlagnahme an 17 andere blätter – bis die “leaks“ nicht mehr zu stoppen, und die “papers“ veröffentlicht waren.

spannend aber nicht nur der unerwartete nebeneffekt in der geschichte: um ellsberg zu diskreditieren, brachen cia-mitarbeiter in das büro seines psychiaters ein – was letztendlich zur aufdeckung der watergate-affäre und zum rücktritt nixons führte; abseits dieser dokumentation werden heute assoziationen zum irakkrieg wach, zur verhaftung des whistleblowers bradley manning, und natürlich zu wikileaks selbst: wie soll, wo kann man die grenze zwischen “freedom of information“ und überbordender, kontraproduktiver, zuweilen menschenleben gefährdender veröffentlichung ziehen?

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