Forumseintrag zu „Abendland“ von teresa falk

Der nunmehr 7. Film von Nikolaus Geyrhalter erzählt in einem weit gespannten assoziativen Bogen von einem nächtlichen Europa, wie wir es vielleicht sonst nur allzu oft übersehen. Der Dokumentarfilmer und Kameramann Geyrhalter und sein kongenialer Cutter Wolfgang Widerhofer haben aus unterschiedlichsten Drehorten und Situationen ausgewählt und stellen in der Montage eine Welt dar, in der Entfremdung das durchgängige Moment zu sein scheint. Sei es im Altersheim oder Asylantenheim, in der Leichenverbrennungshalle oder beim Oktoberfest - es erschliesst sich ein Blick auf eine Kultur der seriellen Dienstleistung, der Techno- und Bürokratie, die ihren Zenit vielleicht schon überschritten hat.

Der Titel „Abendland“ ist also doppeldeutig, meint er doch den Okzident und zugleich die freiwillige Beschränkung auf das Leben der Nacht. Vor diesem Hintergrund bilden sich Strukturen verschärft ab. Geyrhalters Bildsprache kann man sich kaum entziehen, die Menschen scheinen zum Anfassen nahe, und die düstersten Szenen bestechen noch in ihrer großartigen Ästhetik. Hinzu kommt ein Originalton, der bei Verzicht auf einen Off-Kommentar, beim Schnitt fast gleichrangig neben dem Bild steht, ebenso suggestiv in seiner hohen Qualität.

Kein Film, dem man irgendwie entkommen könnte.