Wasser für die Elefanten

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Forumseintrag zu „Wasser für die Elefanten“ von Heidi@Home


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Heidi@Home (27.04.2011 08:55) Bewertung
Wasser für die Elefanten

„Wasser für die Elefanten“ entführt den Zuschauer in die Zirkus-Welt des Amerikas der 1930er-Jahre. Der polnischstämmige Jacob (Robert Pattinson) verliert kurz vor der Abschlussprüfung zum Tierarzt seine Eltern und sein Heim. Aus Resignation und Geldmangel bricht er sein Studium ab und schließt sich einem umherfahrenden Zirkus an, dessen Atmosphäre ihn sofort fasziniert, genau wie die Artistin Marlena (Reese Witherspoon). Marlena ist allerdings mit dem Zirkusdirektor August (Christoph Waltz) verheiratet, der ein unerbittliches Regime führt. Bald muss Jacob erkennen, dass nicht nur vor dem Vorhang die Illusionen regieren…

Eine Stärke von „Wasser für die Elefanten“ ist sein mitreißender und überraschender Plot. Es ist selten, dass die Entwicklung der Handlung bis zum Schluss so unvorhersehbar bleibt wie hier. Bis zur vorletzten Szene wird der Zuseher darüber im Unklaren gelassen, ob sich alles in einem Happy End auflöst oder das Drama seinen Lauf nimmt (es sei denn, er hat den Bestseller von Sara Grün gelesen …) und dementsprechend spannend gestaltet sich die Zeit im Kino.

Hervorzuheben sind auch die hervorragenden schauspielerischen Leistungen, speziell die von Christoph Waltz, dessen Figur verhindert, dass „Wasser für die Elefanten“ eine zu kitschig- klischeehafte (Liebes)geschichte wird. Waltz ist seiner ersten Bösewicht-Rolle nach „Inglorious Basterds“ zu sehen, allerdings ist August auf ganz andere Art „böse“ als Hans Landa. Landa war absolut diszipliniert und manipulativ, er konnte Gewalt nach Belieben anwenden, immer dann, wenn sie ihm von Nutzen war, es ging ihm vor allem um Machtgewinn. Auch August strebt nach Macht, doch er ist unbeherrscht und unberechenbar in seinen Ausbrüchen, er verliert regelmäßig die Kontrolle über sich und empfindet anschließend oft Scham und manchmal sogar Reue, dennoch kann er sich nicht ändern. Waltz gelingt es, mit seinem nuancierten Spiel, fallweise so etwas wie Mitgefühl für seine Figur hervorzurufen. Reese Witherspoon spielt Marlena charmant und routiniert, Robert Pattison liefert eine Talentprobe abseits des Vampir-Hypes ab.

Die Schwachstelle des Films ist seine sehr altmodische und manierierte Erzählweise. Hier ist nichts neu oder überraschend. „Wasser für die Elefanten“ pflegt die Bildsprache der 1930er-Jahre, manche Einstellung, etwa wenn Menschen von unten, abgehoben gegen einen strahlend blauen Himmel dargestellt werden, vermittelt den Pathos von Riefenstahl-Fotografien. Schmutz und Unrat, selbst Verletzungen und Blut, die das Zirkusleben eben auch begleiten, erscheinen ästhetisiert, die Welt, die der Film zeigt, ist eine künstliche, eine Scheinwelt, die es so nie gegeben hat, quasi selbst eine Illusion. Es gibt viele Nebenfiguren, die stereotypisiert wirken, wie etwa der Liliputaner, die Dame der Halbwelt, der warmherzige Alte, der Schläger und einige mehr. Hier wäre etwas mehr Mut zu Individualität spannender gewesen.

Insgesamt kann man sich bei „Wasser für die Elefanten“ aber gut und kurzweilig unterhalten und es gibt Tage, da hat man vielleicht gerade Lust auf einen Film traditioneller Machart, der dennoch intelligent unterhält.
 
 

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