The Tourist

Bewertung durch Heidi@Home  65% 
Durchschnittliche Bewertung 73%
Anzahl der Bewertungen 14

Forumseintrag zu „The Tourist“ von Heidi@Home


heidihome_9fc566c28c.jpg
Heidi@Home (15.12.2010 09:25) Bewertung
The Tourist

Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck hat für seinen ersten Spielfilm „Das Leben der Anderen“ 2006 gleich den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen. Ein großer Erfolg zweifelsohne, sicher aber auch eine Bürde für das Nachfolgewerk: „The Tourist“ kommt erst jetzt, fünf Jahre später, in die Kinos und von Donnersmarck hat sowohl das Land als auch das Genre gewechselt, sich für ein Remake entschieden und zwei richtige Hollywoodstars an Bord. Die ersten Kritiken aus den USA sind dennoch katastrophal. Was ist da schiefgegangen?

Zum Plot: Elise (Angelina Jolie) sucht im Zug nach Venedig einen Mann aus, der Ähnlichkeit mit ihrem Geliebten Alexander Pierce hat – Pierce wird sowohl von der Interpol als auch von einem einflussreichen Unterwelt-Boss gesucht, der mit ihm noch eine Rechnung offen hat. Um Pierce zu schützen, soll der ahnungslose „Normalo“ Frank (Johnny Depp) die Verfolger auf eine falsche Fährte führen – und findet sich in der Lagunenstadt plötzlich als Gejagter wider. Ein Plot, der zur Tragödie ebenso taugt wie zum Lustspiel. "The Tourist" lässt sich am ehesten als eine Agentenfarce beschreiben, und das ist eine heikle Angelegenheit.

Die Schwierigkeit einer Farce ist es, vor allem in Spielfilmlänge, eine gewisse schräge, überzeichnete Balance zu halten; und nicht permanent zwischen ernstem Anspruch und Klamauk hin und her zu pendeln. Nach einem fulminanten und äußerst witzigen Start geht dem Film dann auch etwas die Puste aus und er kann sich nicht entscheiden, ob er seinen Fokus auf die Liebesgeschichte legen will (was nicht gut wäre, da Depp und Jolie als Liebespaar nicht funktionieren), auf die von Slapstick dominierten Verfolgungsjagden, oder ob er lieber das Agentenmilieu genauer porträtieren will. Bezeichnend für diese Ratlosigkeit ist auch, dass Elise das Auftreten einer Diva des Hollywoods der 1930er Jahre hat – das technische Equipment der Polizei aber auf dem neuesten Stand der Technik ist.

Fazit: Schade, dass das Drehbuch viele Chancen vergibt, denn der Film hat durchaus seine Momente: Die Bilder von Venedig sind gelungen und kitschfrei, der Humor ist oft überraschend originell und hintergründig. „The Tourist“ ist leider trotzdem kein Meisterwerk, sondern nur ein leicht konsumierbares Popcorn-Movie für zwischendurch geworden. Das allerdings Spaß macht, wenn man keine zu großen Ansprüche an Logik und Plausibilität stellt.
 
 

zum gesamten Filmforum von „The Tourist“
zurück zur Userseite von Heidi@Home