Fair Game

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Forumseintrag zu „Fair Game“ von r2pi

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r2pi (02.04.2015 03:42) Bewertung
who framed valerie plame?
eins vorweg: hier geht es nicht um ein kavaliersdelikt. 1982 erließ der US-congress den intelligence identities protection act, wodurch die enttarnung eines undercover operierenden agenten als bundesverbrechen eingestuft wird – eine untersuchung in den jahren 2003 bis 2007 führte zur verurteilung von "scooter" libby, dem ehemaligen stabschef von vizepräsident dick cheney, zu 30 monaten gefängnis. ihm wurde zur last gelegt, valerie plame als verdeckte CIA-agentin, ihre arbeitgeber und weitere mitarbeiter aufgedeckt zu haben.

nach mainstream-ware wie the bourne identity oder mr and mrs. smith widmet sich doug liman der verfilmung einer wahren geschichte: 2001 wird plame (naomi watts) als verdeckte agentin in den irak geschickt, um das irakische atomwaffenprogramm aufzudecken; ihr mann joe wilson (sean penn), botschafter und ebenfalls experte, wird nach niger geschickt, um angebliche verkäufe von angereichertem uran an den irak zu untersuchen – doch beide kommen übereinstimmend zu dem ergebnis: hier ist nichts zu finden, der irak hat weder ein atomwaffenprogramm noch haben die yellow-cake-verkäufe je stattgefunden. als bush dennoch dahin gehende behauptungen aufrecht hält (die als kriegsgrund gegen saddam dienen sollen), geht wilson an die öffentlichkeit – und zieht damit den vernichtenden zorn der kriegstreiber (insbesondere aus dem büro des vizepräsidenten) auf sich: um seine glaubwürdigkeit zu erschüttern, wird er nach allen regeln der kunst diskreditiert, bedroht und seine frau als spionin mit fragwürdiger interessenslage geoutet...

fazit: spannend wie ein gut gemachter thriller, durch die eingeschnittenen news-schnipsel mit bush oder cheney mit einem hauch von doku-drama und über schlagzeilen weit hinausgehende kontextualisierung. interessant (und sehr erfreulich) ist, dass die klarnamen der handelnden personen genannt werden statt irgendwelcher pseudonyme; politische figuren wie cheneys sündenbock "scooter" libby oder mastermind karl rove wirken authentisch, ihre winkelzüge sind so spannend wie der persönliche konflikt zwischen den eheleuten: sie, die versucht trotz ihrer enttarnung noch irgendwie ein normales leben weiter zu führen (und dabei ihre familie wie auch die ihr anvertrauten quellen im mittleren osten zu schützen); er, der in heiligem zorn selbst einen mediensturm entfacht – über den anlassfall hinaus eine höchst interessante charakterstudie.

ein manko (das sich im DVD-format sicher nicht zeigen wird), ist allerdings die (technische) umsetzung in manchen szenen – allzu heftige kameraschwenks (etwa in einer diskussionsrunde) und zu schnelle vertikale bewegungen auf der großen leinwand haben mir buchstäblich kopfschmerzen bereitet. das dürfte nicht passieren... trotzdem: wärmste empfehlung an alle, die sich für politik und zeitgeschichte interessieren.
 
 

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