Exit Through the Gift Shop

Bewertung durch Harry.Potter  85% 
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Forumseintrag zu „Exit Through the Gift Shop“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (14.02.2010 23:41) Bewertung
Gelungener Versuch, einen Film über eine Legende zu drehen.
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2010
Schon im Vorfeld des Filmes hieß es, dieser Film wäre keine richtige Dokumentation über den britischen Graffiti-Künstler Banksy, sondern nur das Resultat des Versuchs, einen solchen zu drehen. Wenn man ihn gesehen hat, dann weiß man, dass es stimmt: es ist keine richtige Biographie über Banksy, aber der Versuch ist doch gelungen, wenn auch auf eine andere Weise. Warum? Banksy lebt nach wie vor inkognito irgendwo auf der Welt, würde er seine Identität preisgeben, hätte das seine sofortige Verhaftung zur Folge, denn vieles von dem, was er in seiner Karriere auf den Wänden zahlreicher Gebäude hinterlassen hat, ist illegal bzw. in einer sehr, sehr dunkelgrauen Grauzone. Mit den wenigen Informationen, die es über ihn gibt, ließe sich kein Film drehen. Geglückt ist das filmische Experiment jedoch trotzdem, vor allem deshalb, weil es in Wahrheit gar nicht um ihn geht, sondern um einen Franzosen namens Thierry und seinen kometenhaften Aufstieg zum Streetart-Künstler „Mr. Brainwash“. Thierry hatte über viele Jahre hinweg zahlreiche Streetart-Künstler auf der ganzen Welt bei ihrer Arbeit gefilmt und auf diesem Wege auch Banksy kennengelernt. Eines Tages, als er bei dem Versuch, sein Filmmaterial in einen einzigen Film zusammenzufassen, kläglich scheiterte, macht ihm Banksy den (wie sich herausstellen wird: verhängnisvollen) Vorschlag, sich eine Auszeit zu nehmen und eine eigene Ausstellung in LA auf die Beine zu stellen. Thierrys bzw. „Mr. Brainwash’s“ Ausstellung sollte schließlich der größte Kulturevent in LA seit langer Zeit werden und ihn von einer Minute zur anderen zu einem Star auf einem Gebiet machen, in dem er bis zuvor ein Niemand gewesen war.

Banksys Film thematisiert gekonnt die Frage nach dem Wert wahrer Kunst und kritisiert mit viel Ironie, Gelassenheit und auch Selbstkritik den schnellen Hype, der sich oft rund um Künstlerinnen und Künstler aufbaut und der so schnell, wie er entstand, auch wieder verpuffen kann. Außerdem bietet der Film einen sehr gelungenen Einstieg in die Szene der Spraydosenkünstler (gibt es dort nur Männer? Im Film kommen jedenfalls keine Frauen vor...), besonders für jene, die sich bisher noch nicht wirklich mit den bunten Verzierungen mancher Hausfassaden befasst haben.
 
 

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