Männer die auf Ziegen starren

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Meletis (07.09.2010 11:39) Bewertung
Männer die auf Ziegen starren (Blu-Ray)
„In dieser Geschichte steckt mehr Wahrheit, als Sie glauben.“ Und das tut es tatsächlich. Basierend auf dem gleichnamigen Tatsachenbericht aus der Feder von Journalist und Autor Jon Ronson, handelt Grant Heslovs schräge Komödie „Männer die auf Ziegen starren“ von einer vor einigen Jahrzehnten gegründeten geheimen US-amerikanischen Militäreinheit, deren bedeutsamstes Ziel in der Entwicklung innovativer sowie effektiver neuer Kampftechniken mithilfe parapsychologischer Fähigkeiten bestand. Liegestütze und Schießübungen gab es dort nicht. Dafür starrten die ungewöhnlich pazifistischen Soldaten auf Ziegen. Und liefen durch Wände. (Versuchten es zumindest.) Womöglich die perfekte Ausgangssituation für eine wahrlich bizarre, Coen-eske Komödie voller unpassend wahnwitziger Momente.

Um die von seinem einarmigen Boss abgeworbene Gattin von seiner Männlichkeit zu überzeugen, entschließt der leicht verzweifelte Reporter Bob Wilton (Ewan McGregor), fortan aus dem gefährlichen Kriegsgebiet Irak zu berichten. Sei es die Ironie des Schicksals (wahrscheinlicher aber noch die Einfallslosigkeit des Drehbuchautors): noch vor der Einreise trifft er dort auf den sagenumwobenen Lyn Cassady (ein schnauzbärtiger George Clooney), dessen Name er sofort mit der „New Earth Army“ verbindet und der ihn auf einen ulkigen Roadtrip durch die Wüsten des nahen Ostens mitnimmt; diese abenteuerliche (und gleichsam anfangs ziellose) Tour sowie Lyns Privatunterricht in Sachen paranormalen Kämpfens samt Anekdoten aus der Blütezeit der „New Earth Army“ dienen als dramaturgisches Grundkonstrukt für die vielen essenziellen Rückblenden - das wahre Herzstück der Geschichte. In diesen lernen wir unter anderem Bill Django (Jeff Bridges) kennen, einen zum Hippie gewordenen Ex-Vietnam-Krieger mit Pferdezopf, auf dessen Mist dieses unkonventionelle Projekt überhaupt gewachsen ist, ganz abgesehen von der ewigen Nummer zwei alias dem Bösewicht vom Dienst, Larry Hooper (ein fieser Kevin Spacey).

Auf eine spielerisch kurzweilige Art bereitet „Männer die auf Ziegen starren“ mithilfe seiner exzentrischen und doch sympathischen Charaktere ulkige Fakten und Tatsachen auf, die bei genauerem Hinsehen oftmals dezent gesellschaftskritisch anmuten; den Tiefgang von Ronsons Vorlage vermisst man jedoch, teilweise schmerzlich, denn abgesehen von ein paar unnatürlich wirkenden semidramatischen Momenten nimmt Heslovs Adaption selten einen wirklich ernsten und vor allem ernst zu nehmenden Ton an; oftmals keimt im Zuschauer der Gedanke auf, dieser Film parodiert die wahren Begebenheiten eher als sich ihnen mit ausreichend Respekt und Feingefühl anzunehmen. Somit plätschert „Männer die auf Ziegen starren“ auf seichtem Niveau dahin, und jeder einzelne Aspekt, bis hin zu den fröhlich stimmenden Rock-Klassikern, die weise platziert wurden, deutet darauf hin, dass die beinahe vollkommene Abwesenheit dramatischer Ereignisse gewollt ist. Erwartet man als Zuschauer eine gänzlich lustige Abhandlung über dieses ernste Thema, so wird man hier nicht enttäuscht.

Neben der eher mauen Aufbereitung der Handlung glänzt ein offensichtlich spielfreudiges Ensemble; ausnahmslos alle Darsteller, insbesondere George Clooney und der diesjährige Oscar-Gewinner Jeff Bridges, schlüpfen mit einer gehörigen Portion Selbstironie in untypische Rollen, die ihr ausgeprägtes komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Natürlich auch Ewan McGregor und Kevin Spacey.
Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
 
 

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