District 9

Bewertung durch niles  100% 
Durchschnittliche Bewertung 80%
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Forumseintrag zu „District 9“ von niles


niles (01.06.2010 11:00) Bewertung
District 9 (Blu-Ray)
Ich habe natürlich versucht meine Begeisterung durch ein paar andere Meinungen zu bremsen.
Doch auf Rottentomatoes hat der Film das unglaublich hohe Rating von 90% und negative Reviews sind erst auf Seite 3 aufzufinden.Die negativen Meinungen über diesen Film reichen von „schon tausendmal gesehen“ bis „unerträglicher Stil und Genremix“ doch meistens wird einfach nur die Handlung simplifiziert nacherzählt und lächerlich gemacht. Das das bei jeder Filmstory funktioniert haben einige Filmkritiker noch immer nicht verstanden.

Jetzt aber genug der fremden Meinungen:
„District 9“ ist ein Science-Fiction Film oder einfach Alienfilm, doch will viel mehr sein (und schafft das auch). Die Handlung spielt in Südafrikas Hauptstadt Johannesburg oder genauer gesagt in den Townships, also den Slums/Getthos davor.
Das abgeriegelte Gebiet der Townships heißt namensgebend „District 9“ und unterscheidet sich durch ein paar Dinge von den „normalen“ Ghetto-Siedlungen.

Über D9 schwebt ein, seit Jahren leer stehendes riesiges Raumschiff und die einzigen Überlebenden die bei der Landung 1982 an Bord gefunden wurden sind 1,8 Mio. insektoide Außerirdische, die behelfsmäßig in einem Flüchtlingslager direkt unter Schiff einquartiert wurden. In der Gegenwartshandlung muss Wikus van de Merwe ein beförderter Bürohengst des privaten Sicherheits- und Militärunternehmens MNU die Umsiedlung der Aliens nach District 10, einem neueren Lager weiter entfernt von der Stadt, durchführen. Doch er infiziert sich mit einer Substanz der Außerirdischen und erlebt eine schmerzhafte Mutation seines Körpers in den eines Aliens. Dadurch wird er für seinen Arbeitgeber interessant, die mehr an der Waffentechnologie der Aliens interessiert sind als an deren Wohlbefinden. Durch seine Transformation kann Wikus nun diese Waffen bedienen was ihn zum Gejagten zwischen den Fronten (MNU, eine nigerianischen Kriminellenbande und natürlich die Aliens) macht der nichts lieber will als zu seiner Frau nach Hause und wieder ein Mensch sein.

Die Handlung schneidet natürlich viele brisante Themen an: Rassismus, skrupelloses Vorgehen privater Konzerne, die Schwierigkeiten einer Gut-Böse Aufteilung, Probleme in den Armenvierteln.
Auch die Parabel zur Apartheid-Regierung ist nicht zu übersehen. Trotzdem wird der Film zu keinem Zeitpunkt wirklich belehrend oder versucht eine Position einzunehmen, die den Unterhaltungsfaktor mindern würde. Es bleibt ein spannender Film der laut Regissuer Neill Blomkamp kein politisches Statement sein soll. Die Thematik ist immer präsent, wird jedoch von den atemberaubenden Effekten, der einzigartigen Action und den Emotionen die von den tollen Schauspielern rübergebracht werden in den Hintergrund gedrängt. Allen voran überzeugt der von Sharlto Copley (demnächst im A-Team) perfekt gespielte Unsympathler Wikus der nicht nur eine körperliche sondern auch eine charakterliche Transformation spielen muss.

Was den Film auch einzigartig macht ist die von Blomkamp gewählte Inszenierungsform. Der Film beginnt als klassische Dokumentation über die Geschehnisse bei der Umsiedelungsaktion in District 9. Wikus wird bei den Hausbesuchen in D9 von einem Kamerateam begleitet und Aufnahmen von Überwachungskameras werden eingefügt. Bei Szenen wo es unlogisch wäre das ein Kamerateam Wikus folgt, also im weiteren Verlauf der Geschichte und bei den Actionszenen gegen Ende wechselt Blomkamp zu einem cinematischen Stil (übrigens mit der RED gedreht) wobei die Kameraführung unruhig bleibt - passend zu den Geschehnissen. Diese Mischung mag einige stören und kann problematisch sein wie der Regisseur selber zugibt, jedoch fügt sich beides durch den präzisen Schnitt wunderbar zusammen und stört nicht im geringsten.

Die Effekte sind 1A - State of the Art was natürlich damit zusammenhängt das Peter Jackson produziert und seine Jungs von WETA die Animationsarbeit übernommen haben. Die Aliens wirken trotz ihres ekligen insektoiden Äußeren sehr menschlich und die (teilweise improvisierten) Interaktionen und Dialoge wirken sehr echt. Man kommt sich immer hautnah dabei vor und fühlt nicht nur mit den menschlichen Darstellern mit.

Der Film nimmt sich seine Inspiration und Ideen von verschiedenen Quellen, schafft es jedoch alles so gut zusammenzufügen, dass ein wirklich fesselnder, wenn auch wegen der Anspielungen auf reale Situationen beklemmender Spielfilm entstanden ist. Er gibt jede Sekunde 100% und unterhält die volle Laufzeit. Ein Muss für jeden Filmfreund und eine Schande, dass er nicht den Oscar gewonnen hat.
Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
 
 

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