London to Brighton

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Forumseintrag zu „London to Brighton“ von MacGuffin

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MacGuffin (03.01.2009 12:28) Bewertung
London to Brighton
Von London nach Brighton geht die Flucht. Von der Big City in die Provinz aus Seebad und schalem Dasein außerhalb der Saison. In Franc Roddams legendärem „Quadrophenia“ gab’s dort schon mal einen cinephilen Infight in Blut und Knochenbruch, und jetzt in PAUL ANDREW WILLIAMS’ unglaublichem Erstling zeichnet sich ein ähnliches Szenario der Gewalt ab. Oder wird den beiden Frauen, der Hure mit dem goldenen Herz und der minderjährigen Streunerin, die man als willige Sexsklavin an einen Londoner Gangsterboss verscheuern wollte und die sich schlussendlich alles andere als willig zeigte, die Flucht nach „außerhalb“, ins Outback der Szene gelingen? Schwer möglich, ist doch der so toughe Lude mit dem schwächelnden Ego, je weiter er von daheim entfernt ist, ihnen hautnah auf den Fersen? Muss er es sein, weil der Sohn des Paten es so von ihm fordert, ansonsten kommt er selbst unter die Räder?

Eine arme Gestalt ist dieser Derek, ein Abziehbild von einem Britproll-Heavy, genauso armselig wie Duncan, der Obermobster, dem sein fataler Hang junges Fleisch zu drangsalieren, schließlich zum Verhängnis wird, oder sein Sohn, der ganz klischeehaft 24 Stunden Frist gewährt, um die beiden Frauen ranzuschaffen oder wenigstens „abzuschaffen“. Armselig sind sie alle. Und dünnhäutig, wenn’s drauf ankommt, ihren Rollen wirklich das nötige an Härte zu verleihen. Die wirklich Harten, hart geworden, weil sie aber auch schon nichts mehr zu verlieren haben, das sind bei WILLIAMS die Frauen, die gejagte Unschuld on the road, die selbst im Weglaufen noch jene Größe zeigt, wie man es so nur den wirklich Großen des Milieus zugesteht. Und so ist LONDON TO BRIGHTON nicht nur die längst fällige Antwort auf den Machismo des britischen Gangstermythos, sondern auch bestes Frauenkino, weil erfrischend thesenfrei. Kann es möglich sein, dass doch der männliche Blick uns mehr über unser weibliches Gegenüber sagen kann, als jede feministische Glosse in einschlägigem Printwerk?
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