Das siebente Siegel

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Forumseintrag zu „Das siebente Siegel“ von 8martin

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8martin (17.12.2018 19:21) Bewertung
Jof & Mia, Ritter Block und die anderen
Das ist wohl Bergmans ambitioniertester Film, die alle ohnehin prall gefüllt sind mit gedanklich komplizierten Konstrukten. Er hat wieder seine bewährte Crew um sich versammelt, die Kameramann Gunnar Fischer in unglaublich eindrucksvollen s/w Aufnahmen auf die Leinwand zauberte.
Titel und Vorspann lehnen sich an die Offenbarung des Johannes an: ‘und als das Lamm das siebente Siegel brach, entstand im Himmel eine Stille, die erst nach einer halben Stunde endete.‘ Drum setzte Bergman auch Ton und Stille mehrmals als Stilmittel ein. Der größte Teil des Scores dient der akustischen Folter.
Wir sind im Mittelalter: Wundergläubigkeit, Hexenwahn und Scheiterhaufen. Ritter Block (Max von Sydow) kehrt vom Kreuzzug total desillusioniert heim. Er fand, dass das Unternehmen nur etwas für Idioten war. Doch er will weiter glauben und geht mit seinem gebildeten Knappen Jöns (Gunnar Björnstrand) auf seinem Heimweg der Frage nach ‘Ob es Gott gibt?‘ Ein Thema das Bergman in mehreren Filmen darzustellen versucht hat. Block erscheint der Tod und spielt mit ihm um sein Leben Schach.
Ein Schmid Plog (Ake Fridell) sucht seine streunende Frau Lisa (Inga Gill), ein Dorfmädchen Mute (Gunnel Lindblom) verliebt sich in Jöns. Alle folgen Ritter Block auf seine Burg, wo seine Frau Karin (Inga Landgré) auf ihn wartet.
Nur die Familie des Wanderschaustellers Jof (Nils Poppe) und Mia (Bibi Andersson) mit ihrem kleinen Sohn Michael bilden einen Hort der Zufriedenheit. Manche sehen darin sogar die ‘Heilige Familie‘ mit Maria und Joseph. Sie meistern ihr Leben mit Freundlichkeit und menschlicher Wärme und werden die einzigen sein, die überleben. Alle anderen bilden eine Kette und werden vom Tod geholt. Im Silhouetten Format bestehend aus kleinen Menschlein zieht er alle hinter sich her.
Bergman, der auch das Drehbuch verfasste, lehnte sich gedanklich unter anderem an Orff, Camus und Strindberg an. Optisch wurde er von Dürer beeinflusst.
Beeindruckend herb ist der Film aus den 50er Jahren immer noch eine echte Herausforderung. Dabei bildet das grandiose darstellerische Potential eine Brücke über die gedanklichen Untiefen der Handlung.
 
 

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