Persona

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Vintage Views (15.02.2011 22:13) Bewertung
Persona
Die Schauspielerin Elisabeth Vogler (Liv Ullman) hat während eines Stücks zu sprechen aufgehöhrt und schweigt seitdem, erzählt man uns. Die junge Krankenschwester Alma (Bibi Andersson) hört der Ärztin aufmerksam zu. Elisabeth sei weder physisch noch psychisch krank. Alma nimmt die Pflege mit Vorbehalten an. Sie schätzt ihre Fähigkeiten, mit der Sache umzugehen, als nicht gut genug ein. Doch Elisabeth, die das Sprechen aufgibt, um sich der Welt und ihrem eigenen Leben zu entziehen, reagiert gut auf die jüngere Frau. Aus ihrer Apathie geweckt, aber noch immer wortlos, wird sie mit Alma als Begleiterin in ein Strandhaus geschickt. Dort verbringen die beiden eine idyllische Zeit, zunehmend wie Freundinnen.
Alma füllt Elisabeths Stille mit ihren eigenen Worten. Sie erzählt immer mehr von sich und offenbart dabei geheime Erlebnisse und Gefühle. Als sie entdeckt, dass Elisabeth diesen nicht nur verständnisvoll zugehört hat, sondern sie auch in Briefen weiter erzählte, fühlt sie sich hintergangen. Alma sucht nun die Auseinandersetzung mit der undurchschaubaren Schauspielerin. Doch je schärfer der Konflikt wird, umso mehr scheinen die Frauen miteinander zu verschmelzen. Elisabeths Vergangenheit und Leben wird ein Teil von Almas Empfinden.

Bergmann erinnert uns stets an unsere Rolle als Filmzuschauer. „Persona“ beginnt mit dem flackernden Licht eines Projektors. Filmstreifen knattern an uns vorüber und lassen kurze Eindrücke aufblitzen: Ein Penis, ein alter Stummfilm, eine Hand, die an ein Kreuz genagelt wird. In der Mitte des Films, wenn Alma nicht mehr anders kann, als ihrem Ärger Luft zu machen, werden wir in diesen Zelluloidlimbo zurückgeworfen. Wir tauchen in ein Auge, bis in die feinsten Äderchen, ein und sehen danach für eine Weile alles unscharf. Direkt schockierend auch ein unvermuteter Schwenk am Ende, der uns mit der Filmcrew konfrontiert und jenes Kameraobjektiv zeigt, welches Stellvertreter unseres Blicks gewesen ist.

Es ist ein rätselhafter Film, der seine Kraft aus einzelnen Momenten und Bildern zieht. Am Eindrucksvollsten bleiben jene Szenen, in denen Alma einmal ihr eigenes Geheimnis preisgibt und später Elisabeths Vergangenheit offenbart. Immer wieder wird das Erzählte mit schnörkellosen Nahaufnahmen verknüpft. Ullmans und Anderssons schauspielerische Leistung schwemmt das Innenleben der Figuren auf die Oberfläche ihrer Gesichter. Bergman spielt damit, wiederholt eine ganze Szene, um die Perspektive von einer Darstellerin auf die andere verlegen zu können und geht schließlich so weit, aus beiden ein einziges Gesicht zu machen.

Ingmar Bergman zählte „Persona“ zu seinen größten künstlerischen Erfolgen. Der Film ist bis heute Gegenstand unterschiedlicher Interpretationen und Analysen. Sein Einfluss äußerte sich in Filmen wie Robert Altmans „3 Women“ (1977) bis zu David Lynchs „Mulholland Drive“ (2001).
 
 

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