Die Nacht

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8martin (12.09.2019 18:51) Bewertung
Verlieren und Finden
Lidia (Jeanne Moreau) und Giovanni (Marcello Mastroianni) sind ein Ehepaar, das sich nichts mehr zu sagen hat. Daraus macht Regisseur Antonioni eine Ballade über Einsamkeit und Bindungsunfähigkeit. Die Architektur der Umgebung spiegelt die innere Kälte der Personen, die einem Dolce Vita frönen, das die eigene Hohlheit überspielt.
Die Handlung konzentriert sich auf drei Bereiche: ein Besuch des Paares am Bett des totkranken Freundes Tomaso (Bernhard Wicki), dann ein Intermezzo mit einer Tanzshow und einer Buchpräsentation von Giovannis neuestem Roman und schließlich mit einer Party bei den Reichen und Schönen, zu denen Lidia und Giovanni nur bedingt zählen. Dialogfetzen aus Small Talk und Taschenphilosophie überdecken die Langeweile, mögliche Annäherungen werden im Keim erstickt. Valentina (Monica Vitti) ist die Tochter von Giovannis Chef und verkörpert die Langeweile und die Planlosigkeit des Lebens. Sie hätte Talent z.B. zum Schreiben, tut es aber nur gelegentlich, weil es sonst zu anstrengend wäre.
Lidia und Giovanni verlieren sich unter den Gästen, treffen sich wieder und enden mit einer Aussprache im Morgengrauen im Park. Sie gibt vor, ihn nicht mehr zu lieben und wirft ihm vor, dass das, was er anderen schuldig war, ihm jetzt fehlt. Er habe immer nur genommen, nie etwas gegeben. Lidia liest Giovanni einen Brief vor, der ihn bewegt ihr seine Liebe zu gestehen. Es war sein eigener Liebesbrief, den er vor Jahren an sie geschrieben hatte. Die Kamera verlässt das Paar in heißer Umarmung und überlässt den Zuschauer seinen Gedanken.
Stringentes Arthouse, deprimierend aber nicht hoffnungslos.
 
 

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