Good Bye, Lenin!

Bewertung durch Jetmir Krasnici  100% 
Durchschnittliche Bewertung 80%
Anzahl der Bewertungen 38

Forumseintrag zu „Good Bye, Lenin!“ von Jetmir Krasnici


Jetmir Krasnici (09.05.2003 12:00) Bewertung
Lenin
Meine Erinnerung beginnt im Zug, als plötzlich ein Mann mit einer Kalaschnikow und einem Kommunistenstern auf der Mütze die Reisepässe kontrollierte. Es war ein Moment, in welchem ich als 13-jähriger Bub noch nicht den Zusammenhang verstehen konnte. Nach einigen Tagen war es dann so weit. Unsere Verwandten zeigten uns „Die Berliner Mauer“, es war der 26. März 1989, der Tag, an dem ich noch Zeitzeuge eines schrecklichen Monuments der Menschheitsgeschichte wurde. Wie war es möglich, dass Menschen des gleichen Ursprungs mit Gewalt von einander getrennt wurden? Ich wusste es nicht, aber ich sah die Mauer ... Einige Zeit später war auch die Mauer Teil der Geschichte!

Wolfgang Beckers Ausflug in die jüngste deutsche und somit europäische Zeitgeschichte ist ein unheimlich bewegender Film über die etwas „andere“ Wiedervereinigung. Um seine Mutter vor einem zweiten tödlichen Herzinfarkt zu schützen, erschafft der Sohn mit Familienmitgliedern, Freunden und ewigen „Genossen“ eine Scheinwelt der DDR auf 79 qm!

Der Film ist nicht nur als „Dokument“ des wichtigen Ereignisses zu verstehen, sondern auch ein unglaublich „warmer“, liebevoller und intelligenter Film über den Zusammenhalt der Familie und der nie endenden Liebe eines Sohnes zur Mutter. Diese Mutter und Dienerin des Wohls der Genossen hat viel erlebt, aber ihren Glauben an den Kommunismus hat sie nicht verloren. Im Bett liegend sieht sie eine „Verrücktheit“ der Coca-Cola-Company, welche nach Korrektur des Nachrichtensprechers als Erfindung der „Deutschen Demokratischen Republik“ dargestellt wird. Das kapitalistische System bricht zusammen, Menschenmassen stürmen die Mauer um Unterschlupf bei den Sozialsten zu finden, denn sie haben genug von Videorecordern, SAT-TV und Fast Food. Als die Mutter das Zimmer verlässt, kommt es zu einigen Überraschungen in der realen Welt. Unvergesslich dabei bleibt der Abtransport einer Leninstatue.

Bei „Good Bye, Lenin“ stimmt einfach alles: Geniales Drehbuch, begnadete Schauspieler und ein Regisseur, der die Geschichte mit viel Witz und Liebe zum Detail erzählt, besonders erwähnenswert ist noch die Musik von „Amelie“-Yann Tiersen. Der Glücksfall des deutschen Films ist glücklicherweise nicht umsonst das erfolgreiche Filmjuwel des Jahres 2003 – Daswidanje Lenin!
 
 

zum gesamten Filmforum von „Good Bye, Lenin!“
zurück zur Userseite von Jetmir Krasnici