Barry Lyndon

Bewertung durch Daniel Herler  100% 
Durchschnittliche Bewertung 93%
Anzahl der Bewertungen 3

Forumseintrag zu „Barry Lyndon“ von Daniel Herler

danielherler_f0da35cb62.jpg
Daniel Herler (16.11.2016 19:35) Bewertung
Eine längst vergessene Perle
1975 schuf Stanley Kubrick, der große Kinorevolutionär, eine weitere Perle und befasste sich diesmal mit dem Aufstieg und dem Fall eines irischen Adeligen zu Zeiten des 18.Jahrhunderts. In "Barry Lyndon" entführt uns Kubrick in die Gedankenwelt des Protagonisten. Neben "Taxi Driver" und "A Clockwork Orange" ist dies einer der intensivsten Charakterstudien, die ich je miterleben durfte. Jede Gefühlsperiode, die Redmond Barry durchlebt, wird stets mit einem anderen musikalischen Werk untermalt. Durch die fehlende künstliche Beleuchtung, die in diesem Fall durch natürliches Kerzenlicht ersetzt wurde, wird "Barry Lyndon" eine unheimliche Authentizität verliehen. Selten gab es einen Film der so authentisch und zugleich so poetisch ist. Man verliert sich förmlich in jedem Detail, sei es auf ästhetisch oder narrativer Ebene. Jedes Objekt innerhalb eines Shots wurde mit einer unheimlichen Sorgfalt plaziert, das zeugt von Kubricks visueller Sensibilität. Der Zoom-in zu Anfang, und der Zoom-out zu Ende des Films rundet ihn wundervoll ab. Hier distanziert sich Stanley Kubrick vom Rezipienten, dies tut er in allen seinen Filmen. "Barry Lyndon" stellt die großen Fragen der Existenz.

Noch nie in meinem Leben baute ich zu einem Film eine so starke Bindung auf. Es ist wahrlich die vielschichtigste Odyssee die ich je durchleben durfte. Bei "Barry Lyndon" handelt es sich um meinen persönlichen Lieblingsfilm von Stanley Kubrick. Das ist Kino in Reinform, und es erfreut mich, dass dieses vergessene Kunstwerk
wiederentdeckt wird. Man könnte einen Roman über dieses Werk verfassen, man käme ihm nicht näher. Denn "Barry Lyndon" ist und bleibt ein Mysterium.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Barry Lyndon“
zurück zur Userseite von Daniel Herler