„Magnolia“ zählt gemeinsam mit „Boogie Nights“, ebenfalls von P.T.Anderson, ganz klar zu den herausragendsten Filmen der Neunziger. Obwohl die Geschichte im ersten Moment wie eine Variation von Robert Altmans ebenfalls großartigen „Short Cuts“ wirkt, kann sich Anderson doch klar von diesem absetzen. Der Stil, den Anderson bei seinem Regieerstling „Hard Eight“ bereits klar definierte, und in „Boogie Nights“ perfektionierte, trägt dazu bei, nach Sichtung von nur wenigen Sekunden bereits die Handschrift des Meisterregisseurs erkennen zu können. In seinen ersten 3 Filmen greift der Filmemacher auf eine sehr ähnliche Cast zurück, Schauspieler, die teilweise erst durch die Rollen in seinen Filmen zu Superstars wurden. Durch die oft ewig lang erscheinenden, ohne Schnitt auskommenden, für die Crew an den Nerven zerrenden Szenen wachsen ohne Ausnahmen alle Darsteller weit über sich hinaus. Einem, von dem man es eher nicht gewohnt ist, solch einen über alle Maßen fordernden Charakter zu spielen, gelang es im Jahr 1999 gleich zweimal, sein Schauspielkönnen zu demonstrieren. Im zwiespältig aufgenommenen, in meinen Augen grandiosen „Eyes Wide Shut“, und eben hier. Die Rede ist natürlich von Tom Cruise, der sich trotz Actionfilm-Erfahrung sehr gut in das Schauspielensemble integriert. „Magnolia“ ist ein Episodenfilm, in dem sich die Charaktere der verschiedenen, sehr tragischen Geschichten nur mehr oder weniger flüchtig begegnen. Technisch bewegt sich der Regisseur auf einem Level, dass einem die Sabber aus den Mundwinkeln läuft. Legendär in P.T. Anderson-Filmen sind minutenlange Kameragänge, in denen jemand ein belebtes Gebäude durchläuft, die Kamera jedoch alle paar Sekunden die Richtung ändert, um sich an eine neue, scheinbar zufällig vorbeigehende Person zu heften. In „Magnolia“ gibt es unzählige genial in Szene gesetzter Passagen, zum Beispiel wenn im Film der Song „Wise Up“ von Aimee Mann erklingt und alle Charaktere unabhängig voneinander leise mitzusingen beginnen. Es sind diese magischen Momente, die einem nach Sichtung des Films wohl nie mehr aus dem Kopf gehen.
Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
