Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen

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Forumseintrag zu „Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen“ von 8martin

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8martin (16.12.2017 08:41) Bewertung
Die betrogene Mörderin
Aus der Fülle der Chabrol Filme ist das mit Sicherheit einer der besten. Was wie ein uralt-abgegriffenes Thema beginnt, wird zum Verwirrspiel mit unerwarteten Wendungen auch aus dem Reich der Toten. Da passt der Titel wie die Faust aufs Auge.
Julie (Romy Schneider) jung und schön ist mit Louis Wormser (Rod Steiger), einem alten, reichen Mann verheiratet und hat einen jungen Liebhaber Jeff (Paolo Giusti). Beide planen den Alten umzubringen.
Die Tötungsszene selbst sieht man nicht genau. Julie schlägt mit einer Holzkeule auf ein Federbett ein, in dem Louis liegen soll oder gar Jeff ?
Statt Action gibt es Mutmaßungen und Spekulationen, an denen sich auch die Polizei beteiligt. Scheibchenweise kommen Details ans Licht: das Konto von Louis war leer geräumt, das Haus sollte verkauft werden. Jeff sei tödlich verunglückt. Wegen Julies Ohrring, den man in Jeffs Haus fand, liefern sich ihr Verteidiger (Jean Rochefort) und der Richter (Hans Christian Blech) pfiffige Rededuelle. Fakt bleibt: es gibt keine Leiche.
Abseits der offiziellen Untersuchungen treffen sich Louis, Julie und Jeff im Haus der Wormsers. Der bisher saufende Louis ist trocken und zwingt Julie zum Sex, bisher hat er nur bei ihr und Jeff zuschauen müssen.
Briefe tauchen auf mit erzwungenen Geständnissen. Zwischen Julie und Louis bleibt nur Verachtung, Ekel und Hass; ab und zu schimmert Mitgefühl durch. Großes Kammerspiel der Gefühle.
Jetzt meint Jeff alles zu bekommen, auch Julie.
Die beiden freundlichen aber unerbittlichen Polizisten sind auch nicht auf den Kopf gefallen und zählen 2+2 zusammen.
In dieser Welt herrscht die Gerechtigkeit der Männer. Julie ist mittellos, Jeff wird verhaftet und Louis stirbt. Sein Herz war doch zu schwach.
Nichts mit Schuld und Sühne, nur Leid und Lust getrieben von finanzieller und sexueller Gier. Alle meinen sie seien unschuldig. Haben aber schmutzige Hände.
Die Erzählweise ist faszinierend, die Darsteller grandios und die Spannung bleibt durch mehrere überraschende Wendungen hoch. Chapeau! Chabrol.
 
 

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