Night and Day

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Forumseintrag zu „Night and Day“ von Harry.Potter

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Harry.Potter (12.02.2008 22:10) Bewertung
Na gute Nacht!

Kennt Ihr das Gefühl, wenn Ihr Euch einen Film anschaut, der Euch zu Tode langweilt? Ich vermute, in solchen Fällen wird man bei der DVD zu irgendeinem Zeitpunkt auf Stopp drücken und sich einen anderen Zeitvertreib ausdenken. Hätte ich diesen Film auf DVD angesehen und keine Kritik zu schreiben, dann wäre es bei mir wohl auch so passiert. So bin ich aber nun auf einem Filmfestival und ich finde, als Kritiker sollte man sich einen Film bis zum Schluss ansehen und nicht vorzeitig die Flucht ergreifen, obwohl das hier immer wieder passiert. Nun denn: dieser koreanischer Wettbewerbsbeitrag ist vom Inhalt her eine Geschichte über das Fremdsein in einer anderen Kultur, einer Stadt, die man nicht kennt. Er erzählt von der Einsamkeit, der Sehnsucht nach Wärme und Nähe und den Schwierigkeiten, die „Mann“ und auch „Frau“ mit und bei und an der Liebe mitunter haben. Prinzipiell keine schlechte Ausgangsbasis für einen Film. In diesem Fall jedoch präsentiert sich das Resultat auf eine solch konfuse Weise, dass man sich immer wieder fragt, was der Film eigentlich will. Gerade in diesem Moment, als ich diese Kritik schreibe, höre ich den Beifall aus dem Lautsprecher, über den die Pressekonferenz übertragen wird. Und ich frage mich, wofür die Leute dort applaudieren: dafür, eine herrliche Runde Schlaf im dunklen Kinosaal hinter sich zu haben? Ich hätte noch besser geschlafen, wenn ich heute später aufgestanden wäre als um 7 Uhr um rechtzeitig hier zu sein. Das einzige Element, das sich durch den Film durchzieht wie ein roter Faden sind Augenblicke, in denen etwas, von dem alle glauben, dass es gleich passieren wird, NICHT passiert. Alles wartet auf den scheinbar offensichtlichen Kuss, auf die nun gleich folgende Bettszene, auf einen Streit, der unvermeidbar ist oder auf was weiß ich was. Jedes Mal, wenn der Moment eigentlich klar wäre, zieht der Film die Kurve und setzt emotionale Wendepunkte dort, wo sie keiner vermutet und wo sie auch im Dialog und in der Situation absolut keinen Sinn ergeben. Es kann sein, dass damit die Unsicherheit, die Hin- und Hergerissenheit der Hauptfigur (deren koreanischen Namen nachzuschlagen mir eigentlich jetzt grad zu blöd ist, denn gemerkt hab ich ihn mir nicht) zum Ausdruck kommen soll, heraus kommt dabei aber nur leeres Gequatsche und man darf sich weitere Minuten lang fade Gesichter angucken. Die Kameraführung erinnert im negativen Sinne an Michael Haneke, wo eine ganze Filmrolle statisch herunter läuft. Immer wieder gibt’s das gleiche Musikstück aus Beethovens siebenter Symphonie zu hören. Alles schön und gut, aber was es mit dem Film zu tun hat, bleibt im Dunkeln. Nur eine einzige Szene gibt es in dem Film, die wirklich unterhaltsam ist, nämlich jene, wo der aus Südkorea nach Paris geflüchtete Typ mit einem Nordkoreaner in einem Pariser Kaffeehaus armdrückt. Auf die muss man aber ebenso lange warten wie auf das Ende des Filmes, nach spätestens 30 Minuten sehnlichst herbei gewünscht.
 
 

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