Forumseintrag zu „Brot & Tulpen“ von 8martin

Dieses Märchen ist eine liebenswerte Romanze. Rosalba (Lucia Maglietta), Mutter von zwei Kindern wird auf einem Rastplatz vom Macho-Ehemann Mimmo (Antonio Catania) glatt vergessen. So trifft sie einen suizidgefährdeten Kellner aus Island. Fernando (Bruno Ganz) ist äußerst entgegenkommend, ausgesprochen aufmerksam und befleißigt sich einer sehr erlesenen Sprache. Seine umständliche, antiquierte Wortwahl macht schon einen Teil der Komik aus.
Rosalba findet einen Job im Blumenladen von Fermo (Felice Andreasi), der als Anarchist auch nicht so ganz von dieser Welt zu sein scheint. Inzwischen hat Mimmo seiner Frau einen gelernten Klempner als Detektiv hinterher geschickt. Was der an Gewicht zu viel hat, fehlt ihm im Hirn. Trotzdem findet er Rosalba und verliebt sich prompt in ihre Nachbarin Grazia (Marina Massironi) aus dem horizontalen Gewerbe. Nach altem italienischem Filmklischee gibt es muntere Verfolgungsjagden. Wie Rosalba herausfindet, ob Fernando verheiratet ist und Frau und Kinder hat wird etwas später nett aufgeklärt. Und wenn sie Akkordeon spielt und ihn dabei verliebt anschaut, ist alles zu spät. Vom vorgezogenen, aber natürlich nicht endgültigen Abschied steht ein Tulpenstrauß auf Fernandos Tisch. Wie bei O. Henry fallen die Blütenblätter einzeln ab, voller symbolischer Bedeutung. Beim Zwischenstopp zu Hause muss Rosalba feststellen Mimmo ist halt doch ein ‘Riesenarschloch‘. Zurück zu Fernando, bei dem wie er seinem Enkel sagt ‘das Glück an die Tür geklopft hatte, nur er war taub gewesen‘.
Beim Happy End freut man sich mit den Akteuren, die uns gezeigt haben wie Zuneigung ohne Schmalz aber mit viel Gefühl geht. Leicht, luftig herzerwärmend.
Regisseur Soldini hat das Motto der römischen Kaiser ‘Brot und Spiele‘ variiert. Und mit den Tulpen lyrisch und im Film auch optisch etwas aufgepeppt. Nett!