Bonnie und Clyde

Bewertung durch barry egan  70% 
Durchschnittliche Bewertung 81%
Anzahl der Bewertungen 5

Forumseintrag zu „Bonnie und Clyde“ von barry egan

barryegan_8f8e57e162.png
barry egan (31.01.2015 21:40) Bewertung
Und ich habe trotzdem zur Polizei gehalten ...
Dallas, 1931. Der kriminelle Dummkopf Clyde trifft die vom Leben gelangweilte Schönheit Bonnie, zum Spaß begehen sie Raubüberfälle und werden bald mit Komplizen zur berühmt-berüchtigten Barrow-Gang. Laufend stehlen sie neue Fluchtautos (gab es damals noch keine Schlüssel?), schießen sich zur Not den Weg frei, und die Gesetzeshüter nehmen es immer persönlicher.

Warren Beatty und Faye Dunaway geben ein hübsches Paar ab. Leider kann sich der Film nicht auf die zwei beschränken, da mit ihnen auch noch Clydes großer Bruder Buck (Gene Hackman) und seine plumpe Frau Blanche (Estelle Parsons) sowie der junge Mechaniker C. W. Moss (Michael J. Pollard) auf der Flucht sind. So ist statt Romantik lange Zeit nur die Gruppendynamik beim Aufeinanderhocken in Autos und Verstecken zu sehen. Dass das Ganze kein gutes Ende nehmen kann, verdrängen die Ganoven die längste Zeit und nehmen ihr Leben locker. Lebhafte Banjomusik untermalt Verfolgungsjagden auf hügeligen Wiesen.
Die letzten 15 Minuten sind dann sehr gut, vor allem die berühmte kunstvoll geschnittene Szene, in der Bonnie und Clyde „gestellt“ werden. Im Ganzen ist der Film fast 50 Jahre nach seiner Entstehung aber kaum weiterzuempfehlen. Die Hauptfiguren und ihr ganz normaler Verbrecheralltag sind doch zu dumm – bei aller positiven Zeichnung bleiben sie doch kurzsichtige, unverantwortliche Idioten. Sehenswert ist aber die Ausstattung, das Amerika der Großen Depression mit seiner Mode, seinen eleganten Autos und seinen bescheidenen Häusern am Land.
Nicht zuletzt ist Arthur Penns Spielfilm historisch interessant, da er neben anderen (z. B. Sergio Leone) den Hays Code (Production Code), der die Darstellung von Gewalttaten und anderen moralisch verwerflichen Handlungen im sittlichen Rahmen hielt und der zwischen 1934 und 1967 für die Studios bindend war, endgültig obsolet machte. Die Gewaltdarstellung in „Bonnie und Clyde“ war zu der Zeit revolutionär und unerhört – im 21. Jahrhundert mit ständigen Gewaltexzessen im Actionkino und Torture Porn in Horrorfilmen kaum noch nachzuvollziehen.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Bonnie und Clyde“
zurück zur Userseite von barry egan