Die Fälscher

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Forumseintrag zu „Die Fälscher“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (11.02.2007 00:16) Bewertung
Karl Markovics auf einem neuen Höhepunkt seines Schaffens

Berlin, Ende der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Salomon Sorowitsch führt als ein in der Szene bekannter und von der Polizei schon seit langem gesuchter Fälscher von Dokumenten aller Art ein luxuriöses Leben. Er hat auch ein Talent zur Malerei, doch die betreibt er nur als Hobby. “Warum Kunst machen, um damit Geld zu verdienen, wenn man gleich Geld herstellen kann. Das ist doch viel einfacher” ist sein Motto. Sein großer Traum: den Dollar zu knacken, wird ihm jedoch vereitelt, als ihn die Nazis verhaften und ins Konzentrationslager Mauthausen sperren. Es dauert aber nicht lange, bis er durch Glück die Aufmerksamkeit eines Aufsehers auf sich zieht, der ihn fortan mit der Anfertigung von Portraits der beauftragt, gegen eine Extraration. Eines Tages wird Sorowitsch ins KZ Sachsenhausen verlegt, wo er den Auftrag bekommt, gemeinsam mit einer Gruppe anderer Häftlinge Fälschungen für die Nazis anzufertigen. Zuerst Dokumente, dann das britische Pfund, dann den Dollar...

Stefan Ruzowitzkys (“Anatomie”, “Die Siebtelbauern”) neuester Film erzählt eine ungewöhnliche Kriegsgeschichte aus der NS-Zeit. Ohne auch nur im Ansatz all das Leid, die Grausamkeiten und den Massenmord hintan zu stellen oder die Konzentrationslager zu so etwas wie einer Besserungsanstalt für Gauner zu machen, erzählt er doch die Geschichte eines Mannes, der seiner besonderen Fähigkeiten wegen von den Nazis zu einer Aufgabe heran gezogen wurde, die es ihm ermöglichte, zu überleben an einem Ort, an dem viele andere nicht dieses Glück hatten. Dadurch, dass er den Nazis half, Falschgeld herzustellen, mit dem sie ihren Krieg weiter finanzieren konnten, überlebten er und auch die anderen, die mit ihm an der ”Operation Bernstein” beteiligt waren. Vor ihrem eigenen Gewissen und teilweise entgegen ihrer innersten Überzeugungen halfen sie denen, die sie wie den letzten Dreck behandelten und die ihnen ihre Freiheit und ihre Würde genommen hatten.

Ruzowitzkys Werk überzeugt auf mehreren Ebenen: zum ersten durch das hervorragende Drehbuch, das die unterschiedlichen Charaktere sehr fein heraus arbeitet, zum zweiten durch ein beeindruckendes Ensemble, allen voran Karl Markovics als Salomon Sorowitsch, der an einem neuen Höhepunkt seines Schaffens angelangt ist. Er zeigt Sorowitsch als einen Menschen mit schier unerschöpflichem Überlebenswillen, Anpassungsfähigkeit beeindruckender emotionaler Tiefe. Sein Sorowitsch ist kein lässiger Gauner, den nichts aus der Ruhe bringt, sondern ein Mensch, der bei aller Todesangst seinen Überlebenswillen niemals aufgibt und mit eisernem Willen schafft, in diesem System zu überleben und es sogar für seine eigenen Zwecke zu benutzen. Markovics liefert die bisher beste Leistung dieses Festivals und gilt für mich als der erste große Favorit für den goldenen Bären. Es wird dringend Zeit für ihn, die Möglichkeit zu bekommen, die große Leinwand zu erobern. An seiner Seite erleben wir in der Rolle von Salomons ideologischem Gegen spieler und Mithäftling Burger einen tiefgründigen, niemals theatralischen, emotional ungeheuer starken und sehr überzeugenden August Diehl. Regisseur Ruzowitzky ist an einem neuen Höhepunkt seiner Karriere angelangt. “Die Fälscher” ist gewiss kein leichter Film, sondern Kino, das unter die Haut geht.
 
 

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