Der gute Hirte

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Forumseintrag zu „Der gute Hirte“ von 8martin

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8martin (15.12.2016 18:22) Bewertung
Der gute Amerikaner
Nach der Bibel gibt ‘der gute Hirte sein Leben hin für seine Schafe‘. Wenn Robert De Niro damit seine Hauptperson Edward Wilson (Matt Damon) meint, den Mann der die CIA aufgebaut hat, kann das nur heißen, dass er sein Familienleben für sein Land geopfert hat. Denn wir erfahren ‘Für sein Land spionieren, heißt ihm dienen.‘ Das Drehbuch von Eric Roth bietet aber größtenteils eine Romanze mit Aufsteigerpotenzial. Das mit den Agenten während der Kubakrise verflacht zu einem ständigen Shake Hands und Aktenaustausch, Vertraulichkeiten, Misstrauen und Karriere. Obwohl es Tote gibt: Martina Gedeck wird nach einer Matratzeneinlage urplötzlich erschossen, die Verlobte von Edward Wilson Jr.(Eddie Redmayne). Laura wird aus dem Flugzeug ohne Fallschirm abgeworfen, sind weite Strecken des Films spannend wie eine Modenschau. Auch die Promi Riege kann die angekohlten Kastanien nicht aus dem Feuer holen.
Der Film ist durchaus anspruchsvoll, detailgenau und dokumentenecht. Der Name ‘Schweinebucht‘ fällt mehrmals und ruft lediglich bei Insidern ein verständnisvolles Nicken hervor. Dafür werden Edwards Qualitäten als Womanizer sowie seine Fruchtbarkeit ausführlich geschildert. Hier kommen neben Martina Gedeck noch Angelina Jolie oder die taubstumme Clover zum Einsatz.
Sogar höchste Komik mit Albernheiten gibt es kurz, wenn Matt Damon mit Baströckchen in einem Musical singt. Als Denkmal für die große CIA ist es etwas gewöhnungsbedürftig. Jetzt wissen wir allerdings, dass diese Organisation ‘Amerikas Auge und Ohr sein will, nicht sein Herz und seine Seele.‘
Die verschwommene Anfangsszene nervt mit den Wiederholungen bis zur Auflösung ebenso wie der Brief von Edwards Vater, der noch einen Schuss Pathos in die Suppe gießt. Wenn man die Andeutungen richtig versteht, ist ein guter Amerikaner ein karrieregeiler Frauenbeglücker.
Robert De Niro (drei Cameos) ist vor der Kamera besser als dahinter. Bei wenigen Filmen hat man so händeringend das Ende herbeigegähnt. K.V.
 
 

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