Elizabeth - Das goldene Königreich

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Forumseintrag zu „Elizabeth - Das goldene Königreich“ von 8martin

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8martin (12.04.2020 19:35) Bewertung
Der Pirat & Königin
Es gelingt nicht allzu oft, dass eine Fortsetzung oder ein zweiter Teil eines Films genauso gut gelingt wie der erste. Hier kann man quasi von zwei Filmen über die große Elizabeth I. reden, die eine Einheit bieten: optisch, dramaturgisch und mit einem Spitzen - Ensemble, das zu lang ist, um es hier zu erwähnen. Das pompöse Ambiente ist zu Recht Oscar prämiert.
Vor allem der Untertitel – das goldene Königreich trifft voll und ganz zu, denn im ausgehenden 16. Jahrhundert stand der Vereinigte Königreich an der Weltspitze.
Das Hauptaugenmerk liegt auf Elizabeth I. (wieder großartig Cate Blanchett) und Sir Walter Raleigh (ebenbürtig Clive Owen), ‘ein politischer Pirat‘, wie sie ihn nennt. Natürlich darf die weltberühmte Kennenlernszene der beiden nicht fehlen: Weg, Pfütze, Raleighs Mantel als Teppich für Elizabeth.
Danach liefern sich beide blitzgescheite Dialoge, Sir Walter bleibt allerdings cool, sie brennt (tobt und schreit und schlägt und schmollt!). Historisch gesehen bildet der Plot eine Ellipse mit zwei Brennpunkten: Niederschlagung der Revolte von Maria Stuart (Samanta Morton) und ihre Hinrichtung und am Ende der Englische Sieg über die spanische Armada (1588). Gerade dieses Großereignis schildert Regisseur Shekhar Kapur nicht linear, sondern man sieht Kanonen, Feuer, Pulverdampf, Tote und Verstümmelte und eine Monarchin, die barfuß auf einem Felsen steht und das Spektakel beobachtet. Zuvor hatte sie in blitzblanker Rüstung eine feurige Rede an die Soldaten gehalten.
Und die Monarchin geht geläutert aus den Krisen des Reiches hervor: versöhnt sich auf seinem Sterbebett mit Sicherheitschef Walsingham (Geoffrey Rush), verzeiht ihrer Lieblingszofe Beth (Abbie Cornish) die heimliche Hochzeit mit Sir Walter, dem sie bereits einen zarten Kuss gewährt hatte, aber ihrem Motto treu bleibt die Virgin Queen zu sein. Sogar dem Baby aus der geheimen Verbindung gibt sie ihren Segen.
Die Qualität des Films manifestiert sich vor allem in der psychologischen Tiefensicht der beiden Protagonisten: Raleigh pendelt zwischen Liebe, Wohlstand und Ruhm, Elizabeth zwischen Zuneigung und Staatsraison, Eifersucht und Einsamkeit.
Eine hervorragende historische Schau: spannend, unterhaltsam, informativ. Chapeau!
 
 

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