Geheime Staatsaffären

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Forumseintrag zu „Geheime Staatsaffären“ von Harry.Potter


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Harry.Potter (16.02.2006 22:06) Bewertung
Keine Komödie, keine Staatsaffaire, nun denn ??

Der letzte Film, in dem ich Isabelle Huppert gesehen habe, war „Die Klavierspielerin“ von Michael Haneke nach dem Roman von Elfriede Jellinek. An diesem Film hat mir vieles gut gefallen, aber auch einiges kam mir seltsam vor. Dazu gehörte auch, dass Huppert mimisch unglaublich ausdruckslos auftrat. Ihr Katalog von Gesichtsausdrücken war ein einer Hand abzuzählen. Das hatte ganz gewiss mit dem Roman und auch der Regie von Michael Haneke zu tun, der ihren Charakter eben so äußerlich gefühllos angelegt hatte. Aber nun, in einem Film von Regie-Altmeister Claude Chabrol, spielt sie keine frigide und gestörte Klavierlehrerin, sondern eine einflussreiche Richterin in Frankreich, die den bösen Jungs ganz oben mal so richtig ans Eingemachte will und weiß, dass sie alle Beweise hat, die sie braucht. Vom Originaltitel her heißt der Film ja eigentlich „Eine Komödie der Macht“. Der Verleih wird sich was dabei gedacht haben, den deutschen Titel in „Geheime Staatsaffairen“ umzubenennen. Aber beide Titel drücken nicht das aus, worum es im dem Film eigentlich geht. Natürlich gibt es zahlreiche Szenen, die sehr augenzwinkernd inszeniert sind und alle Charaktere haben gewisse Eigenheiten, die immer wieder für ein Schmunzeln gut sind. Komödie ist der Film aber wirklich keine. Und die Staatsaffaire hält sich letzten Endes auch sehr im Hintergrund. Gut, es geht um öffentliche Mittel, aber unter Staatsaffaire verstehe ich etwas Anderes, genauso wie unter einem wirklich guten Film. Chabrols neuester Streifen ist insgesamt ganz okay, aber jeder Louis de Funés Film hatte mehr Witz und jeder Jean Pierre Jeunet-Film bietet optische Opulenz in Fülle. Chabrols Film lebt von seinen Dialogen und Wortspielen und den Anspielungen auf die französische Innenpolitik.

Erst bei der Pressekonferenz im Anschluß an den Film zeigt die Huppert, dass sie auch richtig lächeln kann, die meiste Zeit aber wirkt sie wieder mimisch ausdruckslos und fast ein wenig arrogant. Auf die Frage, ob sie zuerst das Drehbuch gelesen habe, oder Chabrol gleich zugesagt hätte, meint sie, es wäre ja nicht ihr erster Film gewesen mit Chabrol und sie war sich schon beim Thema sicher, dass sie den Film machen wolle. Umgekehrt traf der Regisseur aber, wie er erzählt, erst während des Entstehungsprozesses des Filmes die Entscheidung, dass Isabelle Huppert für die Rolle die beste Wahl wäre. Die Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, die der Film schon in seiner ersten Szene ausdrücklich abstreitet, wären aber mit ein wenig Nachdenken durchaus möglich, meint Chabrol.
Für Francois Berléand war die erste Zusammenarbeit mit Chabrol sehr angenehm, er fühle sich inzwischen fast schon wie adoptiert und hätte die Zusammenarbeit mit dem ganzen Team sehr genossen.

Fazit: ein Film für Insider und jene, die den Stil Chabrols lieben und sich so manche Emotion selber vorstellen, auch wenn sie im Gesicht der Hauptdarstellerin nicht immer sichtbar wird.
 
 

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