Candy

Bewertung durch Harry.Potter  90% 
Durchschnittliche Bewertung 94%
Anzahl der Bewertungen 5

Forumseintrag zu „Candy“ von Harry.Potter


uncut_profilbild_558ce708a7.jpg
Harry.Potter (15.02.2006 23:31) Bewertung
Heath Ledger im (Drogen-)Rausch der Gefühle

Der australische Film- und Theaterregisseur Neil Armfield erzählt in seinem neueste Film „Candy“ nach dem Roman von Luke Davies die Geschichte einer tragischen Liebe zweier Menschen zueinander. Zweier Menschen, die aus dem Leben das Maximum herausholen wollen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen ihrer Handlungen für sich selbst, aber auch für andere. Mit hoher dramaturgischer Intensität erzählt er die drei Stationen ihres Lebens: vom Himmel des Glücks ihrer Liebe zueinander und dem Rausch der Drogen über die Erde, den knallharten Boden der Realität von Schmerz, Verzweiflung und den harten Kampf gegen den eigenen Körper bis hinein in die Hölle des Scheiterns.

Wer gedacht hat, Heath Ledger hätte bereits das Äußerste seines Könnens gezeigt, irrt sich gewaltig: gut möglich, dass er hier eine noch bessere Leistung abgeliefert hat als in dem heurigen Oscar-Favoriten „Brokeback Mountain“. Und Abbie Cornish ist mit ihrer äußerlich zerbrechlichen und innerlich ungeahnt kraftvollen Darstellung der Candy ein „Eyecatcher“ der besonderen Art.

Zweimal, in zwei emotional ganz besonders intensiven Szenen des Filmes, kommt das Musikstück „Ave Verum Corpus“ von W. A. Mozart vor, das ursprünglich für die Eucharistiefeier einer Katholischen Messe komponiert wurde. Meine Vermutung, mit diesem Musikstück sollten jene beiden Szenen, in denen sich Dan und Candy in unüberbietbarer Nähe zueinander, in gleichzeitiger Aufopferung und vollständigem Frieden geradezu „hingeben“, auf eine spirituell-religiöse Weise aufgeladen werden, bestätigt Regisseur Armfield auf meine Frage bei der Pressekonferenz. „In jenen Momenten, in denen die beiden völlig eins miteinander sind, in denen die Welt um sie herum völlig verschwunden ist, sind sie, ähnlich wie die Gläubigen bei der Heiligen Kommunion, Gott am allernächsten. Deshalb habe ich dieses Musikstück für die beiden Szenen ausgewählt.“

Fazit: absolut kein Film für ein romantisches Date oder zum Abspannen nach der Arbeit! Aber wer sich ein ganz großes Stück Kino, handwerklich brilliant und schauspielerisch höchst anspruchsvoll, metaphorisch gesehen auf der Zunge zergehen lassen möchte, ist hier genau richtig.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Candy“
zurück zur Userseite von Harry.Potter