Verpasste Gelegenheit
Es wurde hier ja schon viel zu diesem Film geschrieben. Eins muss man sich jedoch im Klaren sein: Es ist etwas naiv anzunehmen, ein Historienfilm der von einem US-amerikanischen Studio (Apple Studios) produziert und von einem US-amerikanischen Drehbuchautor (David Scarpa) geschrieben wurde, hat das Ziel, ein möglichst historisch korrektes Bild zu entwerfen. Wer sich ein wenig in der Filmbranche auskennt, weiß dass Hollywood auch bei Filmen mit geschichtlichen Bezügen in erster Linie auf Dramatik setzt und sei es auf Kosten von Geschichtsverzerrung.
Die gibt es im Film nämlich zur genüge. So war etwa Nepoleon nicht bei der Hinrichtung von Marie Antoinette in Paris sondern befand sich zu diesem Zeitpunkt in Südfrankreich, Wellington und Napoleon haben sich tatsächlich nie begegnet oder es gab im Detail Verfälschungen bei den Schlachten. Auch das Alter von Napoleon wird verzerrt dargestellt wenn ein zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 48jähriger Joaquin Phoenix unter anderem auch Szenen spielt in denen Napoleon tatsächlich 24 Jahre alt war.
Wenig schlau war auch die Strategie möglichst viel von seinem Leben in einen Film zu verpacken. Weniger ist manchmal mehr wie man so schön sagt. So wirkt alles zu überladen und von einer Szene in die andere gehezt. Besser wäre es gewesen sich auf einen bestimmten Lebensabschnitt zu konzentrieren und diesen dafür den Raum zu geben den er benötigt.
Ich finde das sehr schade, da Ridley Scott es im Prinzip versteht eine dichte Atmosphäre durch gut ausgewählte Drehorte (Malta, Marokko und verschiedenste Orte in England), viele Komparsen und beeindruckende Kameraperspektiven erzeugen zu können. Wenn aber alles wie in Zeitraffer runtergespult wird, dann verliert auch das seine Wirkung. Da Scott von Manchen für seine zu langatmigen Szenen in „1492“ kritisiert wurde: Für mich noch lieber so, als das was er bei diesem Film gemacht hat.
Schade, dass zu Ridley Scott Filmen auch nicht mehr Filmmusik von Hans Zimmer zu hören ist. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit entstanden ein paar von Scotts besten Filmen (Thelma & Louise, Gladiator, Tricks, Black Hawk Down,…) Nach einer Aussage von Scott soll sein Wunschkandidat möglichst nicht mit weiteren Filmen beschäftigt sein während er an seinem arbeitet und das soll bei Zimmer fast immer der Fall sein, weshalb er sich lieber an andere wendet.
Man wollte mit diesem Film ein großer Anwärter bei den Acadamy Awards sein, geworden sind es 3 Oscar-Nominierungen in Nebenkartegorien. Ohne das jetzt unbedingt als Gradmesser zu nehmen, aber da war sicher mehr Luft nach oben.
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