Le grand chariot -The Plough

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Forumseintrag zu „Le grand chariot -The Plough“ von cinemarkus

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cinemarkus (01.03.2023 21:28) Bewertung
Kindertheater
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2023
Altmeister Philippe Garrel (u.a. „Das Salz der Tränen“) tritt erneut im Wettbewerb der Berlinale an. Warum mich sein Film so aufgeregt hat, erfahrt ihr hier in meiner Kritik.

„Le grand chariot“, „Der große Wagen“, ist als fahrendes Puppentheater eine Familienunternehmung par excellence. Vater, Großmutter und die 3 Kinder, unterstützt von einem Freund, erfreuen jung und alt mit ihren Handpuppen. Als der Vater jedoch überraschend stirbt, ist der Fortbestand dieser Institution bedroht…

Ernsthaft, wie macht man eine Geschichte über ein Puppentheater uninteressant? Die Spielfreude spürt man nämlich in jeder Szene. Eine Story in der Story hätte sich hier förmlich angeboten. Die Stücke sind aber sehr komplex, teilweise fragt man sich ob die wirklich für Kinder gemacht werden. Vielleicht hab ich sie auch nicht ganz verstanden, aber es hat sich mir nicht erschlossen was mir der Regisseur damit vermitteln wollte.

Man hätte eine bewegende Geschichte erzählen können, wie sie sich nach dem furchtbaren Ereignis gemeinsam aufraffen um das Erbe weiterzuführen. Oder eine tragische Charakterstudie, wie sie an eben diesem zerbrechen und den Untergang einer Tradition miterleben. Garrel entschied sich nichts von beidem zu tun. Stattdessen konzentriert er sich vorrangig auf die unwichtigste Figur, den Freund der Familie, ein gescheiterten Künstler und Vater wider Willen. Aber auch nicht so, dass man ihn als Protagonist einstufen könnte, dafür kehren wir zu abrupt und„zu oft“ zu den Kindern zurück.

Die „Kinder“ genießen ihre Arbeit sichtlich sehr, nicht nur im Film. Sie werden nämlich von niemand anderem als den Sprösslingen von Philippe Garrel selbst, Lena, Esther und Louis, verkörpert, die im Film zum ersten Mal vor der Kamera vereint sind. Die familiäre Beziehung könnte also kaum realer sein. Generell glänzen alle in ihren Rollen, auch Damien Mongin als deren Freund. Da wünschte ich mir erst recht die Handlung wäre fokussierter gewesen. Dafür macht es zumindest Spaß ihnen zuzusehen.

Im Gegensatz zu zahlreichen Arthouseproduktionen, zu denen mir der Zugang fehlt, scheint „Le grand chariot“ schon offensichtlich einen narrativen Anspruch zu haben und der kommt bei mir einfach nicht an. Vielleicht wäre ich in einem richtigen Kasperltheater besser aufgehoben gewesen.
 
 

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