The Adam Project

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Forumseintrag zu „The Adam Project“ von Andretoteles

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Andretoteles (18.03.2022 21:35) Bewertung
The Adam Project
Exklusiv für Uncut
Shawn Levy, bekannter Produzent von „Stranger Things“ oder der „Nachts im Museum“-Trilogie, inszeniert mit „The Adam Project“ einen kurzweiligen, wenn auch vernachlässigbaren Zeitreise-Sci-Fi-Action-Film mit Elementen eines Familien-Dramas.

Ryan Reynolds spielt den 40-jährigen Adam, der aus dem Jahr 2050 kommt, eigentlich ins 2018 reisen wollte, um seine in einen Unfall verstrickte Frau Laura (Zoe Saldana) zu retten, aber 2022 in direkter Umgebung seines damaligen Wohnhauses strandet. Dort trifft er sein jüngeres 12-jähriges-Ich und muss sich gegen Feinde zur Wehr setzen, die auch aus der Zukunft kommen. Dann begeben sich die beiden Adams ins Jahr 2022, um ihren gemeinsamen Vater (Mark Ruffalo) zu finden, den es 2022 auch schon nicht mehr gibt, damit dieser dem ganzen Zeitreiseirrsinn ein Ende setzt.

Wow, in der Art zusammengefasst klingt es doch abstruser, als es sich beim Sehen angefühlt hat. Man kann der Handlung gut folgen, wenngleich einige Drehbuchlöcher entstehen – das liegt in der Natur der Sache Zeitreisen. Vermurkst ist die Emotionen haschende Liebesgeschichte zwischen Adam und Laura. Die nicht-existente Chemie zwischen Reynolds und Zaldana setzt dem Ganzen hier die Krone auf. Laura erfährt einige, viel zu schnelle Drehbuchwendungen, die ihren ganzen Charakter in gewisser Weise irrelevant erscheinen lassen. Einzige Funktion dieser Beziehung ist das Schaffen eines hoffnungsvollen Endes, welches in Bezug auf die Vaterfigur besser gewesen wäre. Mark Ruffalo ist der Lichtblick des Films. Er zeigt den Vater mit Nachdenklichkeit, Sorge und trotzdem Hoffnung, obwohl auch die Figur des Vaters eigentlich keine Bedeutung für den Fortgang der Handlung hat.

Die Action-Szenen wirken überzogen. Wie eingangs erwähnt, probiert Shawn Levy sich in vielen Genres und teilweise gestaltet sich diese Mischung interessant, insgesamt aber fehlt die Konsistenz. Dennoch ergibt sich jedoch eine zumindest kurzweilige, plumpe Unterhaltung, die den heutigen Sehgewohnheiten angepasst ist und auch die junge Generation erfreuen könnte. Als Kind macht der Film sicherlich Spaß, da stören auch die Lasergeschosse in reichhaltiger Computerspiel-Ästhetik weniger. Auch der Umgang mit den zeitreisetypischen Redundanzen (bekannt als Großvater-Paradox) verhandelt der Film nicht schlecht.

Letztlich versinnbildlicht dieser Film das Modell Netflix. Gute, deutlich in der Minderheit erscheinende, Produktionen („Roma“, „The Power of the Dog“, „The Irishman“) verschleiern den Bodensatz, der diese Plattform ausmacht. Vor allem durch solche Familienfilme (zu denen auch die ganze Menge an wirklich schlechten original von Netflix produzierten Weihnachtsfilme zählen) etabliert sich Netflix als Entertainment-Programm in jedem Haushalt und versucht Disney+ zu konkurrieren. Die populistische Debatte, ob Streamingdienste das Kino zerstören, wird sich mit „The Adam Project“ nicht lösen lassen, dieser Film steht aber stellvertretend für das, was Netflix abseits der Oscar-Produktionen ist: ein cineastischer Reinfall. So wird der Graben immer größer zwischen Kino-Arthouse-Cineast*innen, Kino-Blockbuster-Sympathisant*innen und Streamingdienst-Anhänger*innen. Die Sorge, dass die Streamingdienste sukzessive die anderen beiden Produktionsbereiche kolonisieren, bleibt jedenfalls bestehen.
 
 

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