Zalava

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Forumseintrag zu „Zalava“ von MrsBlonde

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MrsBlonde (26.02.2022 09:10) Bewertung
Ein Demon geht um
Exklusiv für Uncut vom International Film Festival Rotterdam
Der iranische Horrorfilm hat in den vergangenen Jahren dank filmischer Beiträge wie Babak Anvaris „Under the Shadow“ oder Ana Lily Amirpours „A Girl Walks Home Alone at Night“ immer wieder einen Aufschwung erlebt. Arsalan Amiri gliedert sich nun in diese Reihe mit ein und setzt mit „Zalava“ auf ein aktuell äußerst beliebtes Subgenre: den Folk-Horror.

Es ist das Jahr 1978, als sich der Polizist Masoud (Navid Pourfaraj) mit immer mehr obskuren Zwischenfällen konfrontiert sieht. Die abergläubischen Dorfbewohner sind sich sicher: ein Dämon hat das kleine, iranische Dorf namens Zalava heimgesucht. Diese Annahme wird auch vom Exorzisten Amardan (Pouria Rahimi) bestätigt, Masoud steht dem Ganzen allerdings skeptisch gegenüber. Dies sorgt schnell für Unruhe in der Bevölkerung, lediglich die Ärztin Maliheh (Hoda Zeinolabedin) scheint Masoud beizustehen. Das Ganze wird verkompliziert, als die beiden Gefühle füreinander entwickeln und sich die Dorfgemeinschaft auf eine Hetzjagd begibt.

Folk-Horror made in Iran. Aberglaube und übernatürliche Geschehnisse dominieren die Handlung, Schussverletzungen unter der Hüfte und Metallgegenstände sollen die Dämonen in „Zalava“ abwehren. Nicht zuletzt der dorfeigene Exorzist schürt immer wieder die Angst vor dem unbekannten Bösen. Er steht damit in direktem Kontrast zu Masoud und Maliheh, die die Vorkommnisse rational nachzuvollziehen versuchen. Gerade die Ärztin stellt mit ihrer Schulmedizin einen deutlichen Gegenpunkt zu den ausgelebten religiösen Traditionen des Predigers dar. Hoda Zeinolabedin und Navid Pourfaraj erweisen sich als wahre Glücksgriffe, die Ausstrahlung von Pourfaraj allein trägt schon einen Großteil des Films.

„Fear can destroy people.“ Das Misstrauen in der Bevölkerung wächst, und so wird sogar bald ein einfaches Einmachglas zum Suspense-Träger schlechthin. Der Geist des Dämons soll darin nämlich gefangen worden sein. Ab hier verläuft sich die Handlung aber leider und das inkonsistente Drehbuch wird unnötig in die Länge gezogen. Was vielversprechend beginnt fühlt sich vor allem im letzten Drittel äußerst gehetzt an und lässt einen dann am Ende auch ziemlich unbefriedigt zurück.

Obwohl sich die Handlung dazwischen hin und wieder in unnötigen Subplots verliert – die Love-Story fällt beispielsweise ziemlich flach aus – überzeugt „Zalava“ vor allem auf seiner gestalterischen Seite. Denn was durchwegs gelungen ist, ist „Zalavas“ technische Komponente: die beispiellose Kameraarbeit und der zweckmäßige Schnitt lassen eine Atmosphäre entstehen, die nicht nur besonders unheilvoll, sondern auch äußerst stimmig ist. Auch der politische Subtext, das Trauma der iranischen Revolution, spiegelt sich unterschwellig zwischen den Bildern wider. Obwohl das Böse, dass den gesamten Film umgibt, letztendlich nie zu sehen ist. Die Angst vor dem Unsichtbaren stellt sich wie so oft als Mobilisator der eigenen Fantasie heraus.
 
 

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