Kamera, Licht und Schatten
Über die handwerklichen Vorzüge des Filmes haben sich andere bereits kompetent und ausführlich geäußert. Ich kann das nur noch einmal unterstreichen: London, England, in einer gar nicht so fernen und auch bei weitem nicht so unrealistischen Zukunft wie in anderen Filmen, eingefangen mit einem Vergrößerungsglas. Es gibt kaum Licht, auch kaum Schatten, aber niemals Helligkeit.
Auch keinen Frieden, nur Gewalt, verzweifelten Kampf um den bereits als sicher geltenden Untergang der Menschheit. Mittendring: ein Kind, wie durch ein Wunder gezeugt und geboren. Doch auch das Kind kann nur für einige Augenblicke lang die Menschen, stellvertretend für ihre ganze Art, innehalten und staunen lassen, bevor sie sich wieder der Gewalt zuwenden.
Cuaróns Film hätte ich von ihm so niemals erwartet. Nicht nach "Y tu mama tambien" oder "Harry Potter 3". Nicht so gnadenlos perfekt, nicht so bedrückend, nicht so beklemmend dicht. Doch was soll man einer solchen Zukunftsvision noch für einen Humor abgewinnen?
Eine Zukunftsvision, die natürlich eine überzeichnete ist, aber mit all ihren Aspekten (Migrantenhaß, Egoismus, religiöser Fanatismus, Kinderfeindlichkeit...) eine Zukunft ist, für die man sich erschreckend wenig anstrengen muss, um sie sich vorstellen zu können.
Wie der Schrei des Kindes inmitten der Trümmer der Stadt habe ich den Film wie einen Aufschrei zur Vernunft erlebt. Inmitten der Dunkelheit, trotz aller Verzweiflung und doch voller Hoffnung.
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