Schachnovelle
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Forumseintrag zu „Schachnovelle“
von newhorizon
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newhorizon
(11.06.2025 06:34)
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Was ist Realität was Einbildung?
Möglicherweise hätte Stefan Zweig der Boom zur Jahrtausendwende gefallen, bei welchem einige Filme das Spiel zwischen Realität und Einbildung thematisiert haben. Matrix, Existenz, Inception, Thirteenth Floor,… und im 2006 veröffentlichten Klimt-Film mit John Malkovich, welcher im Sterbebett halluziniert, kann man auch beabsichtigte oder zufällige Verbindungen zur Schachnovelle entdecken.
Der Film verschiebt hier etwas die Prioritäten, denn er konzentriert sich stärker auf die (vermeintliche) Gefangenschaft im Hotel Metropol (das während der NS-Zeit zum Gestapo-Hauptquartier in Wien umfunktioniert wurde). In der damaligen Realität wäre Dr. Josef Bartok mit seinem Verhalten nicht so einfach davongekommen wie in der Geschichte und im Film gezeigt. Vielleicht auch der Hinweis dass diese Gefangenschaft möglicherweise nur eine Allegorie auf ein ungelöstet Trauma ist. Denn es soll darin auch um die Persönlichkeitsspaltung gehen welche durch die Schachpartien gegen sich selbst verstärkt wurde. Dem passend gegenübergestellt ist auch der Persönlichkeitskontrast zu seinem Schach-Kontrahenten Mirko Czentovic auf dem Schiff. Wie die schwarz/weiß-Figuren im Schach sind auch die Charaktere, als auch die zwei Zeitebenen (Gefangenschaft, Schiffsreise) eindeutig zugeordnet. Einerseits kommt es zum Gedankenspiel was wahr und was Illusion ist und andererseit hat man das Gefühl dass es der Geschichte nicht primär um diese Fragestellung geht, denn viel ausdrucksstärker sind die emotionalen Zustände der jeweiligen Szenen. Somit geht es meiner Einschätzung nach weniger um den großen Spannungsbogen, sondern eher um eine Art Psychogramm eines Menschen in Ausnahmesituationen.
Die bewusst trist gehaltene Stimmung im Film ist passend und gut gelungen, auch die Schauspieler können überzeugen. Nebenbei erinnert mich Oliver Masucci (Dr. Josef Bartok) von seinem Typ etwas an Mads Mikkelsen (Die Jagd, Indiana Jones und das Rad des Schicksals, Star Wars: Rogue One,…). Zumindest sind meiner Meinung nach beide sehr gute Schauspieler.
Insgesamt ein interessanter Film der mich jetzt aber auch nicht so stark abholt, dass ich ihn mir gerne ein zweites Mal anschauen möchte oder dass er noch eine Zeit lang danach meine Gedanken fesseln kann.
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