Willy's Wonderland

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Forumseintrag zu „Willy's Wonderland“ von juliap

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juliap (02.04.2021 20:06) Bewertung
Chuck E. Cheese meets Chucky die Mörderpuppe
Exklusiv für Uncut
Nicolas Cage hat sich in den letzten Jahren in Filmen wie „Mandy“ oder „Color Out of Space“ schon so manch irrwitzigen Monstern und Dämonen in den Weg stellen müssen, doch in seinem neusten Film werden noch ungewöhnlichere Wesen zu seinen härtesten Widersachern. In Kevin Lewis‘ Horrorkomödie „Willy's Wonderland“ trachten in einem ehemaligen Familienrestaurant nämlich mechanisch gesteuerte Figuren, die von Seelen eines satanischen Kults besessen sind, nach dem Leben unseres Protagonisten. Nachdem der Start des Action-Streifens mehrmals verschoben wurde, durfte er Anfang Februar endlich in einigen wenigen Kinos in den USA starten, nun folgt der Start in den heimischen Kinos. (Zumindest in Vorarlberg)

Als der namenlose Protagonist (Nicolas Cage) mit seinem Auto mitten im Nirgendwo liegen bleibt, bietet ihm der lokale Mechaniker an, die Reparaturkosten im Familien-Restaurant „Willy's Wonderland“ abarbeiten zu können. Alles was er dafür tun müsse, sei das Lokal die Nacht über gründlich zu reinigen. Der wortkarge, von allen bloß „The Janitor“ genannte Hauptcharakter stimmt diesem Vorschlag mit einem Schulterzucken zu und wird in das mysteriöse Lokal geführt. Dort angekommen beginnt er mit unglaublichem Eifer das Etablissement zu putzen, ahnungslos darüber, dass er mit voller Absicht dort eingesperrt wurde. Schon bald offenbart sich ihm ein übernatürliches Treiben und er wird von mechanischen, lebensgroßen Plüschfiguren angegriffen, die bereits seit Jahren im längst geschlossenen „Willy's Wonderland“ ihr Unwesen treiben. Nur durch regelmäßige Opfergabe durch die Dorfbewohner, werden diese verschont. Die Ziehtochter der ansässigen Polizistin will sich jedoch der Dorfpraxis widersetzen und beschließt gemeinsam mit Freunden dem neuesten Opfer zu helfen. Dieser weiß sich allerdings nur zu gut selbst zu helfen.

Viele werden sich bestimmt fragen, warum sie beim Lesen der Inhaltsangabe eine Art Deja-Vu-Erlebnis haben. Die Antwort ist einfach: Der gesamte Plot des Films klingt verdächtig ähnlich wie das beliebte Horror-Computerspiel „Five Nights at Freddy's“. Auch mit einer klassischen Simpsons-Episode („Itchy & Scratchy Land") teilt der Film so manche Gemeinsamkeit. Regisseur Kevin Lewis hingegen meinte, er sei vor allem durch Panos Cosmatos Film „Beyond the Black Rainbow“ für die Produktion dieses Films beeinflusst worden.

Berichten zufolge war Nicolas Cage von der Idee, sich einer Rolle völlig ohne Dialog anzunehmen, schnell begeistert und nahm sich deshalb der Rolle des anonymen Einzelkämpfers an. Fanliebling Cage lässt in seiner Rolle, stoisch und unentwegt determiniert, einzig und allein seine zahlreichen (und längst zum Meme gewordenen) Gesichtsausdrücke für sich sprechen, was „Rage Cage“ zum unumstrittenen Highlight des Films macht. Nicolas Cage ist endgültig zu seiner eigenen Horrortrope avanciert.

Abgesehen davon bietet die Haudrauf-Horrorkömödie zwar eine durchaus vielversprechende Prämisse, die allerdings daran scheitert, ihr Potential richtig zu nutzen. Nicht nur die Handlung hätte etwas mehr Originalität vertragen können, auch die Teenie-Charaktere rund um Liv (Emily Tosta) geben recht wenig her außer überholten Klischees und mittelmäßigen Wortgefechten.

Der Schauplatz, der dem Ambiente der in den USA ungemein populären „Chuck E. Cheese“-Fastfoodkette ausgesprochen ähnelt, wurde mit viel Liebe zum Detail mit großartigen Set Pieces ausgestattet, die die befremdliche Atmosphäre des Films gekonnt reflektieren. Auch die rasant geschnittenen Putz-Montagen, die Nic Cage dabei zeigen, wie er leidenschaftlich Öfen und Toilettenanlagen schrubbt, als wäre es eine Tanzchoreografie, tragen maßgeblich zum Charme des Films bei.

Wer schon immer sehen wollte, wie Nicolas Cage einem roboterähnlichen Strauß sein elektronisches Rückgrat rausreißt oder sich mit eiserner Entschlossenheit Wunden mit Klebeband abbindet, wird seine Freude mit „Willy's Wonderland“ haben. Summa summarum ist das Werk jedoch nur ein allzu harmloser Teenie-Slasher, dem mehr Blut und Gemetzel gutgetan hätte.
 
 

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