Zaho Zay

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Forumseintrag zu „Zaho Zay“ von susn

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susn (11.01.2021 23:35) Bewertung
Dokumentarisch anmutendes Videoessay
Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
Tragik und Elend in Madagaskas. Regisseurin Maéva Ranaïvojaona erzählt von einer Gefängnisanlage inmitten einer Armensiedlung in Madagaskar. Eine Gefängniswärterin wartet darauf, dass ihr Vater in die Einrichtung transportiert wird. In französischen Monologen sinniert sie im Off, als was für eine Person sich ihr Vater entpuppen könnte, während sich im Hintergrund das alltägliche Leben in den Vierteln außerhalb des Gefängnisses sowie in den vier Wänden entfaltet.

Eine mystifizierte Figur, ein Mann mit starrer Miene und Würfeln in der Hand, zieht von Haus zu Haus, von Feld zu Feld, immer wieder die Würfel werfend. So entscheide ihr krimineller Vater über das Leben und das Sterben seiner Opfer, ist sich die Stimme sicher. In Interaktion mit seiner vermeintlichen Tochter sowie mit den lokalen Einwohnern entspinnen sich jedoch nicht nur albtraumhafte Sequenzen, sondern auch ungeschminkte Einblicke in den Alltag des Inselstaats. Die inszenierten Elemente vermischen sich mit den kühlen Beobachtungen des Alltags im Gefängnis. Die Regisseurin scheint sich zunächst rein auf den Alltag der Männer zu konzentrieren, evoziert Assoziationen ihrer Aktivitäten zum Vater der Protagonistin.

„Zaho zay“ rufen sie in der eingeborenen Sprachen, „Ich bin“. Eine Deklaration der Präsenz, sowie eine Erinnerung, ein Schrei nach Bedeutung. Sei es der Schatten des Vaters, oder der Schatten, der über der Perspektivenlosigkeit des Landes liegt. Erst gegen Ende des Films wandert der Blick auch auf das Frauengefängnis neben der größeren Männeranlage. Eine weitere unsichtbare, verdammte Enklave, unsichtbarer als ihre männlichen Zeitgenossen.
 
 

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