Forumseintrag zu „Night on Earth“ von Thomas Kemmer

Das eigentliche Metier von Jim Jarmusch ist der Kurzfilm. Nachdem man Kurzfilme aber nicht einmal mehr in Programmkinos unterbringen kann, dreht er eben Episodenfilme zu mehr oder weniger lose definierten "Themen". So geschehen etwa bei Mystery Train, bei dem die einzelnen Handlungsstränge allerdings noch kunstvoll ineinander verwoben waren, und natürlich auch bei der parallel entsandenen Reihe Coffee & Cigarettes.
Bei Night on Earth sind drei der insgesamt fünf Episoden ganz ausgezeichnet gelungen: Armin Müller-Stahl als ostdeutscher Immigrant und Ex-Clown Helmut (vulgo "helmet"), der so seine Schwierigkeiten mit dem New Yorker Straßenverkehr und dem Automatikgetriebe hat, ist einfach hinreissend. Roberto Benigni, der bei seinem geistlichen Fahrgast spätnächtens die Beichte ablegt und diesen mit unzüchtigen Geschichten über Schafe und Kürbisse(!) in den Herzinfarkt treibt, muß man einfach gesehen haben! Und bei der Helsinki-Episode möchte man glauben, dass in Wahrheit Aki Kaurismäki Regie geführt hat.
Da können die etwas halbgare Paris-Episode sowie die in LA vor sich hinschimpfende Winona Ryder nicht mithalten. Vor allem letztere hätte Jarmusch sich sparen können (und wäre trotzdem auf Spielfilmlänge gekommen).