Astaron - Brut des Schreckens

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Forumseintrag zu „Astaron - Brut des Schreckens“ von Thorsten

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Thorsten (26.04.2020 04:26) Bewertung
Die tödlichste Bedrohung ist der zweite Akt
Eldritch Advice
Der von mir vor zwei Jahren besprochene „Alien, die Saat des Grauens kehrt zurück“ war nicht der einzige italienische Film, der 1980 als eine angebliche Fortsetzung zum Ridley Scott Klassiker „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ vermarktet wurde. „Astaron - Brut des Schreckens“ hatte ursprünglich den Arbeitstitel „Alien arriva sulla Terra“. Der Titel änderte sich im italienischen Original später zwar zu „Contamination“, aber der Kultregisseur und Drehbuchautor Luigi Cozzi bestätigte in zahlreichen Interviews, dass dieser Film ohne „Alien“ nicht existieren würde. Produzent Claudio Mancini gab sich allerdings nicht damit zufrieden lediglich einen Film kopieren und verlangte, dass Cozzi auch Elemente, des populären „James Bond“-Franchises übernehmen, sprich die Genres Science-Horror und Agentenfilm erfolgreich vermischen sollte. Diese Anordnung stieß bei Science-Fiction-Fan Cozzi nicht auf sonderlich viel Gegenliebe, als ein loyaler Auftragsregisseur setzte er die Wünsche des Produzenten allerdings eins zu eins um.

Im New Yorker Hafen treibt ein herrenloser Frachter. Ein Team von Forschern unter der Aufsicht von Lt. Tony Aris inspiziert das Schiff und stellt fest, dass der Laderaum mit sonderbaren ovalen Organismen gefüllt ist. Aris, der das Geschehen aus sicherer Entfernung verfolgt, muss mitansehen wie der bloße Kontakt mit diesen Geschöpfen, die Oberkörper seiner Gefährten in einer blutigen Explosion zerbersten lässt. In Quarantäne wird Aris von Col. Stella Holmes mit der schockierenden Nachricht konfrontiert, dass es sich bei diesen Geschöpfen um außerirdischen Lebensformen handelt; ähnlich wie sie der als verrückt geltende ehemalige Astronaut Ian Hubbard nach einer vergangenen Marsmission beschrieb.

I muss sagen … der Agentenfilm-Part ist leider ein Stimmungskiller.

Das Budget von „Astaron“ war ob seiner Ambitionen wesentlich zu gering bemessen, insbesondere in Hinsicht auf das fulminante Finale des dritten Akts. Dessen ungeachtet zeigte sich das Team um Cozzi äußerst kreativ beim Kaschieren der daraus resultierenden Einschränkungen. Wer es blutig und schleimig mag, wird sich gerade zu Beginn und Ende des Films amüsieren. Dazwischen herrscht leider gähnende Leere. Der Genrewechsel im Mittelteil beraubt „Astaron“ seiner zuvor sorgfältig aufgebauten Atmosphäre, und es dauert gut dreißig Minuten bis diese wieder erreicht ist. Zwar gelang es Cozzi, dass die Agentenfilm-Sequenz innerhalb der Handlung Sinn ergibt, von einem gelungenen Stilbruch kann hierbei jedoch nicht die Rede sein. Wesentlich gelungener zeigt sich die musikalische Untermalung über die gesamte Länge des Films, schließlich stammt diese von der legendären Progressive-Rock-Band „Goblin“.

Obgleich die Besetzung das Ergebnis zahlreicher Kompromisse war, kann diese als eine der großen Stärken von „Astaron“ bezeichnet werden. Louise Marleau mag zwar keine klassische Filmschönheit sein, wie man sie aus den meisten italienischen Exploitationproduktionen kennt, vermochte es aber ihrer Rolle als Stella Holmes die nötige Tiefe und Autorität zu verleihen. Marino Masé versuchte als der New Yorker Cop Tony Aris für etwas komische Entlastung zu Sorgen, hat seine besten Momente allerdings dann, wenn es richtig ernst wird. Im Gegensatz dazu zeigte sich Ian McCulloch als Ian Hubbard auf gekonnte Weise stets von seiner lässigen Seite. Am einprägsamsten ist jedoch der, 2018 leider verstorbene, ehemalige Traumschiff-Kapitän Siegfried Rauch, der als der Schurke Hamilton äußerst diabolisch agiert und dabei mehr als nur zu überzeugen weiß.

Ist dieser Film „Alien Day“ würdig?

Das große Manko von „Astaron“ ist, die bereits erwähnte, misslungene Implementierung des Agentenfilm Parts im Mittelteil. Der Schauplatzwechsel zwischen USA und Kolumbien führt die beklemmende Atmosphäre, die man im ersten Akt durchaus gelungen aus seinem großen Vorbild übernommen hat, vollkommen ad absurdum. Zudem betreten die eigentlichen Schurken erst viel zu spät die Bühne. So fehlt es dem Film lange an einer Bedrohung abseits der vor sich hin pulsierenden, aber dennoch beachtenswert umgesetzten, Kopien des Ovomorph-Designs aus „Alien“. Eine dem „Facehugger“ nachempfundene Kreatur, die eine aktive Gefahr darstellt, hätte den zweiten Akt wesentlich interessanter und spannender gestaltet.

Cozzis Filmografie gilt bei manchen Cineasten leider oftmals als eine Zielscheibe für Spott und Hohn. Meiner Meinung nach zu Unrecht. Zwar fehlt es ihm durchaus an einem Meisterwerk, das als Referenz für sein Schaffen gilt, nicht aber an unterhaltsamen Filmen, die heute noch in zahlreichen Sondereditionen neu aufgelegt werden. XT Video etwa wird „Astaron“ im Mai 2020 als 2K-Restauration auf Blu-Ray in einem wattierten Mediabook veröffentlichen. Glücklicherweise wird diese Edition nicht bloß die 95 Minuten lange Originalfassung beinhalten, sondern ebenfalls, die um etwa 13 Minuten gekürzte, deutsche Kinofassung. Da es sich bei diesen Schnitten lediglich um eine Straffung der Handlung und keine Zensur handelt, empfehle ich ausdrücklich diese. Zugegeben handelt es sich dabei auch um kein Meisterwerk, aber die Wartezeit zwischen den zwei stärksten Akten ist wesentlich kürzer als in der Langfassung. Alles in allem ist „Astaron“ ein Film, der sein Potential nur selten ausschöpft und stets das Gefühl vermittelt an der Schwelle ein guter Film zu sein zu stehen, ohne dabei den letzten entscheidenden Schritt zu tätigen. Trotzdem gibt es genügend positive Aspekte, wie der famose Soundtrack von Goblin, das Schauspiel der talentierten Besetzung, sowie die geschickte handwerkliche Umsetzung der blutigen Effekte und Requisiten. Alleine deswegen ist „Astaron – Brut des Schreckens“ „Alien-Day“ würdig.
 
 

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