Die Adern der Welt

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Bärin (13.04.2020 09:53) Bewertung
Die Adern der Welt
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2020
Die mongolische Regisseurin und Drehbuchautorin von „Die Adern der Welt“, Byambasuren Davaa, ist in Europa keine Unbekannte. Mit Dokumentationen wie der „Geschichte vom weinenden Kamel“ und dem „Lied von den zwei Pferden“ war sie schon mehrfach im hiesigen Kino zu sehen und sogar schon für den Oscar nominiert. Mittlerweile lebt sie in Berlin, fühlt sich der Mongolei aber nach wie vor sehr verbunden.

„Die Adern der Welt“ ist nun ihr erster Spielfilm, der auf der Berlinale in der Sektion Generation lief. Er beruht auf der wahren Situation in der Mongolei, wo mittlerweile ein Fünftel des Landes durch den Bergbau in teilweise illegalen Minen ausgebeutet wird und nach und nach immer mehr Flüsse und Seen austrocknen. Während die Bergbauunternehmen im Film anfangs noch Renaturierungsmaßnahmen versprechen, ist später, wenn viele Nomaden ihr Land zur Verfügung gestellt und ihre traditionelle Lebensweise aufgegeben haben, keine Rede mehr davon. Die erwachsenen Schauspielerinnen und Schauspieler des Films kennen die mittlerweile aufgerissene Landschaft noch intakt und verkörpern ihre Rollen daher sehr authentisch. Auch Erdenes Tod kommt durch eine solche Mine zustande, weil er an dem Tag, als Amra beim Casting vorsingt, durch ein Minengebiet fährt, in dem ständig neue Schlaglöcher auftauchen. Während Amra vor dem Tod seines Vaters die Minen mit Hilfe von Zucker, den er in die Motoren streut, sabotiert, fängt er hinterher selbst an, bei einer illegalen Mine mitzuarbeiten, um seine Mutter und Schwester zu unterstützen. Erst durch seinen Auftritt bei „Mongolia's Got Talent“, wo er ein Volkslied singt, das er von seinem Vater gelernt hat und das sich gegen die Ausbeutung der Erde richtet, kommt seine Tätigkeit ans Licht und er selbst wieder zu sich.

In ruhigen Einstellungen werden traumhafte Landschaftsaufnahmen von der mongolischen Steppe und vom traditionellen Nomadenleben gezeigt, aufgenommen vom libanesischen Kameramann Talal Khoury. Aber auch die Bilder von Erdenes selbstgebauten Mercedes, der sich durch die Landschaft schlängelt, oder von den riesigen aufgerissenen Abbauflächen wirken noch lange nach. Wie die Filmemacher im Gespräch erzählten, kam der Dreh jedoch nur unter erschwerten Bedingungen zustande: Ein neuseeländisches Unternehmen kaufte das Land auf dem ursprünglich gedreht werden sollte auf und sagte die Dreharbeiten kurzfristig ab, so dass sie auf das Gebiet eines Nomaden ausweichen mussten, der sie zu sich einlud. Die gesamte Filmcrew verbrachte die 2 ½ Drehmonate vor Ort und lebte in Jurten, was für sie eine einzigartige Erfahrung war. Der Film eignet sich sicherlich besonders für ein junges Publikum, vermag jedoch mit seinen eindringlichen Bildern und seiner umwerfenden Geschichte auch Erwachsene zu bewegen.
 
 

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