Waren einmal Revoluzzer

Bewertung durch r2pi  70% 
Durchschnittliche Bewertung 78%
Anzahl der Bewertungen 5

Forumseintrag zu „Waren einmal Revoluzzer“ von r2pi

r2pi_f4e09adb6c.jpg
r2pi (13.09.2020 22:37) Bewertung
wo sind die revoluzzer hin...?
zwei fesche wiener paare, eine überforderte richterin, ein selbsternannter musiker (hauptberuflich hausmann), ein koksender, narzisstischer psychotherapeut und eine kunstvermittlerin – die einzige, die am schluss noch ein bissel bodenhaftung zeigen wird – sehen sich unverhofft mit einem handfesten flüchtlingsproblem konfrontiert: pavel, der russische ex der richterin, steht plötzlich vor der haustür. leider nicht alleine... was mehr als gönnerhafte geste (und wiederanbandelungsversuch?) gestartet ist, artet nun in eine abschiebeaktion der besonderen art aus – denn was unter der ideologischen brille als gutmenschliche pflicht erscheinen mag, erweist sich nüchtern betrachtet als lästig, rechtswidrig und zumindest äußerst fragwürdig.

soweit die ausgangslage – hanna moder klopft in ihrem zweiten spielfilm die angeblichen ideale einer hippen mittdreißiger-generation ab: protagonisten des arrivierten ausbildungsbürgertums, angepasste patchworkfamilien wie aus dem ikea-katalog mit wohltönenden, großmäuligen idealen – und einer sehr merkwürdigen definition von "revoluzzertum". wenn man helfen muss, dann mit ein paar leicht verdienten geldscheinen – persönliches engagement ist damit nicht gemeint. gemeint ist damit auch nicht das eingehen auf die menschen, die da gekommen sind, gemeint ist auch nicht, die aussagen und die tätigkeit der verfolgten zu hinterfragen: werden pavel und seine per haftbefehl gesuchte frau tatsächlich zu unrecht verfolgt, werden sie überhaupt verfolgt, oder war das snowden-artige treffen in der russischen "konspirativen" wohnung nichts weiter als überbordender wahn? wir erfahren nichts davon, leider – denn details interessieren nicht.
das passt zwar zu dieser geschichte – ich fürchte aber, dass diese oberflächlichkeit mehr dem skript zu schulden ist, das aus hörensagen und brainstorming zusammengeschustert wurde, als einer tiefer gehenden charakteranalyse.

fazit: das irritierendste ist der titel – von welchen revoluzzern ist hier die rede? nichts, aber auch gar nichts, lässt auf eine "revolutionäre" vergangenheit schließen. aber vielleicht soll den töchtern einmal erzählt werden: weißt noch, damals, der onkel pavel und die eugenia, die ham wir vor den russischen schergen gerettet...? wenn das revoluzzer sind, dann pfüat di gott.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Waren einmal Revoluzzer“
zurück zur Userseite von r2pi