Suk Suk

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Forumseintrag zu „Suk Suk“ von Stadtneurotikerin

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Stadtneurotikerin (04.06.2020 21:04) Bewertung
Lieber spät als nie
Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2020
Das queere Kino hat zumindest in Europa zunehmend seine Protagonist*innen befreit. Outings und heimliche Liebschaften sind in den letzten Jahren kaum ein Thema mehr. Ray Yeungs „Suk Suk“ erzählt die Geschichte zweier Männer, für die ein befreiter Umgang mit ihrer Homosexualität nicht denkbar ist. Das Drama wirft dabei seinem Schauplatz, Hong Kong, nichts vor, sondert zeigt die pulsierende Metropole von ihrer schwulsten Seite, zeigt Orte, an denen schwule Kultur gelebt wird, etwa Saunas, und zelebriert die Hong Kong Pride Parade.

Die Protagonisten hadern deswegen mit ihrer Sexualität, weil sie in ein ganz anderes Hong Kong geboren wurden. Mittlerweile im stolzen Alter von 70 und 65 blicken sie auf heteronormative Identitäten zurück, die ihnen Familien beschert haben. Pak ist ein verheirateter Taxifahrer, der sich weigert in Pension zu gehen. Er bleibt nicht gern zuhause, sein Taxi ist sein Ticket in die Freiheit. Stundenlang kann er unterwegs sein. Dabei zieht es ihn immer wieder in kleine Parks, die auch als Schwulen-Treffs bekannt sind. Dort sitzt er auf Parkbänken, beobachtend und tagträumend. Als ihn eines Tages der alleinstehende Pensionist Hoi anspricht, findet Pak nicht den Mut, auf dessen anfängliche Annäherungsversuche einzusteigen. Doch langsam kommen sich die Männer näher und verlieben sich in ihrem hohen Alter unverhofft noch einmal so richtig.

Trotz der großen Gefühle wird ihre Liebesgeschichte langsam und ruhig erzählt. Dabei kommt aber niemals Langeweile auf. Ihre Intimität, ihre ausgetauschten Zärtlichkeiten und ihre verliebten Blicke sind so schön, dass man mit ihnen die gesamte Spiellänge des Films dahinschmelzen möchte. Weite Aufnahmen geben den großen Gefühlen genug Raum, in dem diese unbeschwert schweben können.

Bei all der Ruhe, die der Film ausstrahlt, weiß man schon irgendwie, es wird am Ende nicht krachen. Familien werden nicht zerstört werden, Liebende werden nicht lauthals ihre Gefühle vor aller Welt bekennen. So ein Film ist „Suk Suk“ nicht. Seine wahre Kraft liegt darin, Träume zu entwerfen. Und träumen war selten so schön.
 
 

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