Der Prinz aus Zamunda 2

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Forumseintrag zu „Der Prinz aus Zamunda 2“ von r2pi


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r2pi (06.03.2021 18:35) Bewertung
alter wein in neuen schläuchen
30 jahre sind vergangen – zamunda feiert den jahrestag von prince akeem und seiner princess lisa mit köstlichem fastfood von mcdowell’s und pepsi (ein weitaus weniger originelles product placement als das vom mitbewerber bei ma rainey’s black bottom), serviert werden ob des kleineren CO2-abdrucks grasburger; die drei töchter – die einzigen legitimen nachkommen des prinzenpaares – sind erzogen als kriegerische amazonen nach black-panther-vorbild. doch das soll schon alles sein an progressivität, das im lande zamunda erlaubt ist: thronerbe wird nur ein männlicher nachfahre, so sagt es ein uraltes gesetz. wie passend, dass sich dann doch noch ein männlicher bastard findet, "made in america" sozusagen, und wohnhaft im new yorker stadtteil queens…

wer den ersten teil kennt, der weiß natürlich wie die g’schicht weitergeht – der illegitime sohn lavelle, selbst mit dem leben unzufrieden und auf der suche nach seiner bestimmung, durchläuft die gleichen irrungen und wirrungen wie einst sein vater. mit dem vorgezeichneten schicksal hadert aber nicht nur der thronfolger, sondern auch die älteste tochter meeka, die ihr ganzes leben lang auf die übernahme des throns "vorbereitet" wurde… nun, wir sind zwar in zamunda, aber doch im 21. jahrhundert, und das (demokratische) publikum würde sich heutzutage keinen thronraub mehr gefallen lassen – da ändert man schon lieber das gesetz.

fazit: wer den ersten teil gesehen hat und sowieso zugriff auf amazon prime hat, wird sich wohl auch die fortsetzung anschauen – ein wiedersehen mit alten bekannten, die teilweise schrecklich gealtert sind (daran merkt man, wie alt man selber geworden sein muss); ein déjà-vu von ganzen sequenzen (etwa im friseursalon); eddie murphy, angetan mit einem outfit wie aus dem kleiderkasten seines autoritären vaters; die vielen nebenfiguren, allesamt eddie murphy oder arsenio hall in verschiedensten latex-maskierungen und genauso überzeugend wie vor drei jahrzehnten.
ein kurzes highlight ist die trauerfeier für den sterbenden könig (akeems vater), mit einem pathos, als ob diese vom nordkoreanischen propagandaministerium inszeniert worden wäre und mit morgan freeman, quasi gott persönlich, als zeremonienmeister; neu im team auch wesley snipes als aggressiver general und diktatorischer machthaber des nachbarlandes, der ein auge auf den thron (oder zumindest ein heiratsfähiges familienmitglied) geworfen hat.

ausgesprochen angenehm: hier wird nicht systemischer rassismus bejammert – die probleme sind menschliche, nicht die einer falschen hauttönung. was jedoch die frage der "gläsernen decke", respektive der thronfolge betrifft: jede ernsthafte (und möglicherweise kontroverse) diskussion wird elegant umschifft, indem der eigentliche, männliche thronerbe freiwillig verzichtet, um der schwester den weg an die macht zu ebnen.

was dennoch stört: der plot ist viel zu sehr kopie, als dass er einen nachhaltigen eindruck hinterlassen würde – zu sehr bleibt alles beim alten in zamunda, zu sehr bleiben die alten filmemacher und protagonisten die, die sie schon immer waren. eine vergebene chance, 33 jahre historischer gesellschaftsveränderungen nachzuzeichnen… dafür zoten und dämlichkeiten, die, wenn sie allzu peinlich sind, als füllsel in gesangsform eingestreut werden, weil zündende ideen weit und breit fehlen. wer sich dann – ob aus neugierde oder aus langeweile – diese fortsetzung reingezogen hat, wird gerne, und mit nostalgischer wehmut wieder zum ersten teil zurück kehren. denn dieser alte wein in glänzend neuen schläuchen erweist sich doch weniger als ein edel gereiftes tröpfchen, sondern mitunter eher als essig.
 
 

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