Der geheime Roman des Monsieur Pick

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Forumseintrag zu „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ von Bärin

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Bärin (18.02.2020 18:23)
Literarische Sensation oder intelligente Ente?
Der komödiantisch-detektivische Film beruht auf dem Roman „Le mystère Henri Pick“ von David Foenkinos, dessen Bücher Nathalie küsst und Souvenirs ebenfalls erfolgreich verfilmt wurden. Ebenso wie der Roman geht es auch im Film von Rémi Bezançon, der sich mit Le premier jour du reste de ta vie und Ein freudiges Ereignis einen Namen gemacht hat, um ein Manuskript, das eine Verlagsmitarbeiterin am sprichwörtlichen Ende der Welt, im bretonischen Finistère, entdeckt. Dort gibt es eine Bibliothek der abgelehnten Bücher, in der sie auf dieses literarische Fundstück stößt, welches sie so begeistert, dass sie es unbedingt herausbringen möchte. Ihr Verlag zieht auch sofort mit und macht den Roman zu einem gefeierten Bestseller. Der Autor, Henri Pick, ein literarisch unbeleckter Pizzabäcker, ist jedoch bereits verstorben, und so tritt stattdessen seine Witwe für ihn in der Öffentlichkeit auf, die angibt, sie habe ihren Mann nie auch nur eine Zeile schreiben sehen.

Der prominente Pariser Literaturkritiker Rouche, der von der Autorschaft des Pizzabäckers nicht überzeugt ist, begibt sich auf dessen Spur, nicht ohne zuvor seinen Job beim Fernsehen und seine Frau zu verlieren. Überraschenderweise kommt ihm dabei Henris Tochter Joséphine Pick zu Hilfe, eine zupackende und literarisch interessierte Bretonin. Zwischen der malerischen Bretagne und der Pariser Verlagswelt changierend, besticht der Film durch gewitzte Dialoge, eine unblutige Krimihandlung und seine ironische Analyse des Literaturbetriebs. In den Hauptrollen überzeugen Fabrice Luchini und Camille Cottin, während Hanna Schygulla in einer Nebenrolle als charismatische Russin glänzt. Weitere Rollen spielen die Lektorin Dauphné Despero und ihr erfolgloser Autorenfreund Fred Koskas sowie eine alte Schreibmaschine, auf der das Picksche Manuskript entstanden ist. Komische Momente, wenn beispielsweise der Kritiker einen weiblichen Lesezirkel besucht, der sich ausschließlich mit Krimis beschäftigt und über mannigfaltige Mordmethoden an Männern fachsimpelt, wechseln sich mit Seitenhieben auf die Literaturwelt ab, als plötzlich sämtliche großen französischen Verlage ihre Praktikanten die Bibliothek der abgelehnten Bücher nach dem nächsten literarischen Hit durchstöbern lassen.

Ein charmantes Kinovergnügen für Buchliebhaberinnen und Bretagne-Fans, das Fragen nach Autorschaft und Erfolg, Stadt und Land, verlorenen Träumen und dem Mut zum Neuanfang stellt. Satirisch, intelligent und kurzweilig!
 
 

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