Doom

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Forumseintrag zu „Doom“ von Thorsten

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Thorsten (15.09.2017 11:42) Bewertung
Höllenbrut light
Eldritch Advice
In den 90er Jahren kauften mir meine Eltern einen PC mit mächtigen 133 Megahertz und machten mich damit zum glücklichsten Kind weit und breit. Denn nun war es mir möglich von zu Hause aus „Doom“ I und II zocken um für die Lan-Schlachten in der Schule gewappnet zu sein. Heimlich hatten wir beide Teile dieses legendären First-Person-Shooter-Franchises auf den Computern unserer Bildungseinrichtung installiert und verbesserten somit unsere PC-Kenntnisse während der, der Lethargie verfallene, EDV-Lehrer im Traum darüber sinnierte wie man eigentlich eine Maus bedient. „IDDQD“ (Cheat-Code für den God-Mode) war meiner Generation wesentlich geläufiger als „E=MC2“. Gut zehn Jahre später kehrte das Franchise im Jahr 2004 zurück und läutete mit „Doom 3“ nicht bloß eine neue Grafik-Ära ein, sondern veranlasste Hollywood dazu die populärer Spielreihe ein Jahr danach in das Medium Film zu adaptieren. Die Erwartungen waren hoch endlich eine würdige Videospielumsetzung präsentiert zu bekommen, schließlich prangten der „Herr der Ringe“-Star Karl Urban und die Wrestling Ikone Dwayne „The Rock“ Johnson als Hauptdarsteller vom Filmplakat.

Wir schreiben das Jahr 2046 - auf der Erde wird ein funktionstüchtiges Portal zum Mars entdeckt und macht es möglich den fernen Planeten ausgiebig zu erforschen. Ausgrabungen bringen eine erschütternde Entdeckung zu Tage – hier lebte einst eine uns genetisch überlegene humanoide Hochkultur. Allerdings blieben von dieser nur Ruinen und Skelette übrig. Die Wissenschaftler begehen den Fehler sich mehr um mögliche Erkenntnisse aus der DNA der „Marsianer“ als um die Gründe ihres Unterganges zu kümmern. Ein fataler Fehler, denn kurz darauf bricht die Hölle los, als Menschen der Reihe nach von unbekannten Wesen zerfleischt werden. Über die Forschungseinrichtung wird die Quarantäne verhängt und ein Team von Elitesoldaten ausgesandt um diesen Wahnsinn Herr zu werden. Dabei handelt es sich um die Besten der Besten, aber selbst sie stoßen an ihre Grenzen als sich ihnen der Alptraum offenbart der den Roten Planeten heimsucht.

Ich muss sagen … wie kann eine Doom-Verfilmung nur so langweilig sein?

Etwas tötet Menschen auf einem fernen Planeten. Daraufhin werden Space Marines losgeschickt um die Gefahr zu beseitigen … mhm … irgendwoher kommt mir dieser Plot bekannt vor. Hierbei muss ich allerdings darauf hinweisen, dass das Videospiel „Doom“ damals als Spiel zum Film „Aliens – Die Rückkehr“ konzipiert war und erst im Laufe der Planung ein eigenständiger Titel wurde. Somit war das „Doom“ von Beginn an mit dem „Alien“-Franchise eng verknüpft. Es ist auch kein Fehler sich einen der besten Action- und Science-Horrorfilme aller Zeiten zum Vorbild zu nehmen. Ein Problem ist es indes wenn man fast alle Elemente von James Camerons Meisterwerk übernimmt, aber einen langweiligen Film daraus macht in dem nichts einen Erinnerungswert hat. Das Monster Design … zum Vergessen, der Soundtrack … generischer Heavy Metal zum Vergessen, die Dialoge … zum Vergessen. Positiv stechen nur die Effekte hervor. Das CGI lässt sich für einen 2005 erschienenen Film durchaus sehen und kann noch heute so manches Auge täuschen. Dies liegt daran, dass das CGI sehr gut von praktischen Effekten unterstützt wurde. Leider wurden damit nur Elemente kreiert die, wie bereits erwähnt, zum Vergessen sind.

Einfach nichts an diesem Film hat etwas bemerkenswertes an sich und dies allein ist schon eine Kunst, insbesondere wenn man Dwayne Johnson gecastet hat. Der ehemalige Profiwrestler ist dafür bekannt über das Charisma eines Sonnengottes zu verfügen und sein markantes Lächeln kann Eisberge zum Schmelzen zu bringen. Es wirkt fast so als hätte der Regisseur Andrzej Bartkowiak ihm verboten ehrfurchtgebietend und stattdessen phlegmatisch zu sein. Man merkt, dass er hier noch vor seinem kommerziellen Durchbruch in eine Rolle gezwängt wurde, die ihm zwar körperlich, aber nicht charakterlich lag. Wäre Johnson einfach nur Johnson gewesen hätte schon seine Präsenz alleine den Film retten können. Karl Urban indes ist ein solider Protagonist, dessen Rolle aber nicht wirklich etwas hergibt. Beiden gebe ich keine Schuld, sie wurden einfach vollkommen falsch eingesetzt. Selbiges gilt für die restlichen Schauspieler. Ihnen wurden schlecht geschriebene stereotypische Rollen zugewiesen die beim Publikum keinerlei Empathie auslösen können. Sprich, sie sind einem einfach egal.

Ist dieser Film eines freitäglichen Filmabends würdig?

Ich habe mir diesen Film nun drei Mal angesehen. Zur Eröffnung im Kino, nach Erscheinen der DVD und diese Woche, für diese Filmbesprechung, auf Blu-Ray. Vor dem nochmaligen Ansehen dachte ich mir immer wieder: „Warum missfiel mir der Film noch gleich? Er kann nicht so schlecht gewesen sein … ich war wohl in der falschen Stimmung ... immerhin ist es eine Verfilmung von Doom und es spielen „The Rock“ und Karl Urban mit.“ Ich kam zu folgender Erkenntnis: Dieser Film ist so schlecht, weil alles an ihm außer den Worten Doom … Rock und Urban zum Vergessen ist.

Ja, es gibt eine fünfminütige Sequenz im Film die der Egoperspektive der Videospiel Vorlage nachempfunden ist, aber dafür sehe ich mir keinen Film an, sondern spiele einfach „Doom“. Schließlich handelt es sich um eine Adaption und nicht um eine Kopie. Adaptionen sollen Elemente des Quellenmaterial übernehmen und diese in das eigene Medium übertragen. Bartkowiak machte hierbei alles falsch indem er Unsinniges übernahm, aber Essentielles bei Seite lies. So ist der Film eine Geschichte über Mutanten und es fehlt der legendäre biomechanische Horror der Höllenbrut aus den Spielen. Zwar nahmen sie diese optisch als Vorbild, verwässerten sie aber so sehr, dass langweilige und austauschbare Kreaturen dabei herauskamen. Sowohl Dwayne Johnson und Karl Urban sind Schauspieler und Menschen die ich zutiefst respektiere, zudem ist „Doom“ eine Marke mit der ich viele glückliche Momente aus meiner Jugend verbinde. Darum bricht es mir zwar das Herz, aber es führt kein Weg daran vorbei … „Doom“ ist eines freitäglichen Filmabends UNwürdig. 

Habt ihr Interesse an Horror und Trashfilmen sowie anderer cineastischer Kleinodien, empfehle ich euch meinen englischsprachigen YouTube Channel zu besuchen. Dort bespreche ich mindestens einmal wöchentlich ein Filmjuwel aus meiner Sammlung:
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