1917

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Forumseintrag zu „1917“ von mage52

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mage52 (23.02.2020 10:55)
(No) Guide to "1917"
Es ist wieder mal an der Zeit, eine "Guide to" zu verfassen.
An dieser Stelle aber gleich eine Warnung: wenn du ernsthaft vor hast, dir den Film anzusehen, dann solltest du jetzt nicht weiterlesen. Der Guide empfiehlt: bei echtem Interesse ohne weitere Informationen ins Kino gehen.







Ich meine es erst. Ich werde zwar keinen Inhalt spoilern, aber bei Interesse am Film solltest du trotzdem nicht weiterlesen.







Okay, du bist also noch da, d.h. du willst dich auf den Film nicht ernsthaft einlassen. Mir soll es recht sein. Ich habe dich gewarnt!
Es tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber den Inhalt kann ich an dieser Stelle gar nicht spoilern, da der Film keinen Inhalt hat, der über den Trailer hinausgeht. Eine wirkliche Charakterzeichnung der Hauptcharaktere konnte ich jetzt auch nicht feststellen. Auch keine spannenden Konflikte oder plötzliche Wendungen. Nix. Vielleicht hätte eine Besetzung durch einen bekannteren Schauspieler da noch was rausholen können. Ich weiß, es ist sehr oberflächlich gedacht, aber ich habe selber gemerkt, was für ein Lichtblick der (kurze) Auftritt von Benedict Cumberbatch war.

So, jetzt kommen wir zur eigentlichen Krux des Filmes: die Kamera! Oscarprämiert, von der Idee her großartig und auch sehr beeindruckend umgesetzt. Wer es noch nicht mitbekommen hat, der Film wirkt so, als ob es keinen Schnitt gäbe. Eine einzige lange Kamerafahrt. Das ist zwar schon technisch beeindruckend, aber bringt es dem Film irgendwas? Nein! Das ist einfach nur eine nette Spielerei.
Mit dem Wissen um diese technische Raffinesse wird man sich immer wieder dabei ertappen, dass man versucht, den einen oder anderen Schnitt zu erkennen (Geben tut es ja genug davon, man sieht sie halt nur nicht - bis auf einen offensichtlichen ?).
Und was ist dann das Problem an der Sache? Wenn man einen Film hat, bei dem die Handlung eh schon so dünn ist und bei dem man sich dann auch noch durch so eine Spielerei ablenken lässt, dann bleibt einfach nicht mehr viel übrig. Ein stärkeres Fundament bei Story und Charaktere wäre hier sehr hilfreich bzw. notwendig gewesen.
Oder vielleicht habe ich den Film und die Bilder einfach nur nicht verstanden. ?‍♂

Solltest du dennoch vorhaben, dir den Film anzusehen, dann tut es mir leid, denn ich habe ihn dir gerade versaut. Auch du wirst jetzt nämlich nichts anderes tun, als versuchen Schnitte zu entdecken und der Film bleibt dadurch auf der Strecke. Aber hey, ich habe dich gewarnt. Zwei Mal!
Dafür biete ich dir als Entschädigung einen Tipp. Suche auf Youtube nach diversen "Making of" Videos. Die sind kürzer und spannender!
 
 
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mage52 (26.07.2020 11:21)
... oder Guide to "Birdman"
Wenn man schon so eine "gewagte Theorie" erstellt, dann wäre es doch auch notwendig, die berühmte Gegenprobe zu machen.

Erledigt!

"Birdman" (2014)

Was beide Filme verbindet: Auch hier gibt es keine sichtbaren Schnitte.
Was beide Filme unterscheidet: Es wird vom Zuschauer ein bisschen mehr erwartet, als sich nur berieseln zu lassen.
Erstens gibt es keine lineare Zeitachse. Das heißt, auch wenn keine Schnitte sichtbar sind, finden Zeitsprünge von einer Szene zur anderen statt.
Und zweitens - das Wichtigste - zeigen die Charaktere Tiefe. Hier geht es um die Konflikte der Personen mit anderen und auch mit sich selber.

Da bleibt nur wenig Zeit sich über Kamera und Schnitte Gedanken zu machen bzw. es gibt Interessanteres. Außerdem besticht er mit einem gewissen Witz, wenn selbst Teile des Soundtracks mit ins Bild eingefangen werden. Und wenn am Schluss Fragen offen bleiben, dann kann man sich wunderbar darüber austauschen. Hier wurde alles richtig gemacht!

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