Dreamland

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Forumseintrag zu „Dreamland“ von MrsBlonde

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MrsBlonde (30.09.2019 22:31) Bewertung
Neo-Noir ohne viel Substanz
Exklusiv für Uncut vom Slash Filmfestival
Der kanadische Filmregisseur Bruce McDonald hat sich für seinen neuesten Film „Dreamland“ viel vorgenommen, gerade was die Vielfalt an Themen betrifft: Kinderprostitution, Vampire, Jazz, Elite, Gangster und dazu obskure Charaktere en masse. Doch dass das manchmal auch zu viel des Guten sein kann - gerade in Kombination mit fehlenden Sinnzusammenhängen und einem eher schwachen Drehbuch - beweist er leider ebenso.

Als der Ganove Johnny (Stephen McHattie) entdeckt, dass sein Auftraggeber (Henry Rollins) sein Geld nun auch mit Kinderprostitution verdient, zieht er einen endgültigen Schlussstrich. Einen letzten Auftrag bekommt er allerdings noch: Er soll einem Trompetenspieler (ebenfalls Stephen McHattie) den kleinen Finger seiner rechten Hand abschneiden. Dieser wurde von einer Gräfin (Juliette Lewis) engagiert, um am selben Abend bei einer Hochzeit zwischen ihrem Bruder (Tómas Lemarquis), einem Vampir, und dessen Kinderbraut aufzutreten. Das Mädchen wohnt wiederum gemeinsam mit ihrem Bruder im selben Haus wie Johnny, der diesen um Hilfe bei der Befreiung seiner Schwester aus den Fängen des Vampirs bittet. Daraufhin beginnt eine Verfolgungsjagd, bei der man sich nicht immer sicher ist, wer nun eigentlich wen jagt.

„Dreamland“ ist, wie der Name schon vorwegnehmen mag, ein großer, traumähnlicher Haufen aus langatmigen Einstellungen und verwirrenden Handlungssträngen. Das extrem langsame Erzähltempo verstärkt diesen Eindruck - der zwar im Zeichen einer rätselhaften Traumlogik zu stehen mag, diese wiederum aber nur mäßig erfolgreich etabliert - zusehends. Die surrealen Motive und äußerst verrückten Themen werden darüber hinaus eher oberflächlich behandelt, weshalb McDonalds Film für mich leidiglich einen nicht ganz so gelungenen Versuch darstellt, eine Wirkung zu erzielen, wie die, die beispielsweise die Filme von Altmeister David Lynch auf seine ZuseherInnen haben. Doch das Drehbuch ist hierfür einfach zu seicht, die meisten Ideen wirken zu gewollt und viele Inszenierungsentscheidungen erscheinen äußerst fragwürdig. Teilweise wirkt es auch wie eine Satire, die aber dann doch wieder keine sein soll.

Der Film konzentriert sich vor allem auf Stephen McHattie, der in einer Doppelrolle zu sehen ist. Dass die Umstände an dieser Tatsache weder thematisiert werden noch von besonderem Interesse zu sein scheinen ist eines der vielen Rätsel, die bis zum Ende unbeantwortet bleiben. Juliette Lewis ist in der Rolle der Gräfin zwar ganz unterhaltsam, allerdings hat man das Gefühl, dass auch ihr komödiantisches Potential nicht restlos ausgeschöpft wurde. Und die Figur des Vampirs stellt dann die letzte Übertreibung dar, die gerade noch gefehlt hat.

Visuell ist der Film zwar teilweise ganz interessant und auch der jazzige Soundtrack passt zu dem Thema der Unterwelt. Aber alles in allem ist der als berauschender Neo-Noir angepriesene Film von McDonald vor allem eines: langweilig. Nicht mal das als „Hochzeit aus der Hölle“ angepriesene Finale ist besonders mitreißend, da auch hier wieder seltsame Regieanweisungen getroffen wurden. Am Ende muss man „Dreamland“ fast schon wörtlich nehmen und aufpassen, dass man selbst nicht ins Land der Träume geschickt wird – was bei einer Dauer von leidiglich eineinhalb Stunden auch bemerkenswert ist.
 
 

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