Tee im Harem des Archimedes

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Forumseintrag zu „Tee im Harem des Archimedes“ von 8martin

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8martin (22.07.2019 13:33) Bewertung
Madjid und Pat
Hier hat der Regisseur Mehdi Charef seinen eigenen Roman verfilmt, in dem er seine Jugenderinnerungen aufgeschrieben hatte. Der in Algerien geborene und in einem Vorort von Paris aufgewachsene Charef hat in den 80er Jahren diesen Film gemacht, der bis heute an Brisanz nichts eingebüßt hat. Die berühmt berüchtigten Banlieues von Paris sind nach wie vor sozialer Brennpunkt der Seine Metropole.
Der Film schildert wie ein ‘Doku-Spielfilm‘ die Situation von Jugendlichen vor Ort. Es gibt also auch keine fortlaufende Handlung. Zwei Freunde, Majid (Kader Boukhanef) und Pat (Rémi Martin) schlagen sich durch ihr junges Leben. Sie klauen, betrügen, berauben, vermieten Nutten. Sie spielen auch schon mal Ordnungshüter und vertreiben Dealer aus dem Viertel oder klären die Kleineren anhand einer Nutte über den Umgang mit Frauen auf. Sie teilen alles miteinander, auch ihre Schwestern. Pats Schwester Chantal gibt vor als Sekretärin zu arbeiten. Sie hat es wohl geschafft. Genau wie Bajou, der in der Schule der Dümmste war und jetzt mit einem großen Amischlitten zurückkommt. Das gibt den beiden Freunden Hoffnung. An sich führen sie ein Leben ohne Perspektive und so endet der Film auch. Trist, trostlos, arbeitslos. Madjid sagt nichts mehr, als er Chantal auf dem Vorstadt-Strich entdeckt.
Der Titel ist ein akustisches Wortspiel, das jeder aus der Schule kennt. Ein Schüler wird abgefragt, ein anderer flüstert ihm was zu, doch der versteht es falsch. Und so wird bei Bajou aus dem ‘Satz des Archimedes‘ (“théorème d’Archimède“) der ähnlich lautete sinnfreie Begriff “Tee im Harem des Archimedes“.
Realismus pur, der unter die Haut geht ohne zu moralisieren und ohne Schuldzuweisungen.
 
 

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