Deutschstunde

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Forumseintrag zu „Deutschstunde“ von kostap3

kostap3 (25.10.2019 15:39) Bewertung
Widersprüchlich
Die Verfilmung des Romans von Siegfried Lenz "Deutschstunde" ist ein wahrhaftes Meisterwerk:
Christian Schwochow inszenierte ein Drama, in dem es nicht nur um Zeitgeschichte (die Handlung beginnt gegen Ende des 2. Weltkriegs) und den von den Nazis erfundenen Begriff "entartete Kunst" geht.
Im Film wird vor allem der Widerspruch zwischen Pflichterfüllung und Verantwortung aufgezeigt.
Die Story wird vom jungen Siggi (Tom Gronau) in Rückblicken erzählt:
Der Bursche ist nach der Beendigung des NS-Regimes in einer Erziehungsanstalt gelandet, wo er einen Aufsatz zum Thema "Die Freuden der Pflicht" schreiben soll.
Durch diesen Aufsatz erfährt das Kinopublikum seine eigene Lebensgeschichte, in der er zwischen zwei Männern hin und her gerissen ist. Sein Vater Jens (Ulrich Noethen) ist Dorfpolizist und fanatischer Nazi, dem die Pflichterfüllung gegenüber Hitler über alles geht. In seiner Familie gibt es nur Disziplin und blinden Gehorsam - Liebe zu Frau und Kindern ist ein Fremdwort.
Das gilt auch für seinen einstigen Freund und für Siggis Patenonkel Max(Tobias Moretti), der expressionistischer freigeistiger Maler ist und von Siggi geliebt und verehrt wird. Der Vater erteilt Siggi den Auftrag, Max zu überwachen - ist diesem doch verboten worden weiter zu malen, weil seine Malerei als "entartet" bezeichnet wird.
So gerät der Junge zwischen die Fronten...
Ich glaube nicht, dass ich nach diesem Film der einzige sein werde, der den Roman von Siegfried Lenz mit großem Interesse lesen wird.
Der Film ist auf jeden Fall ein Meisterwerk und zeigt deutlich, wozu blinder Gehorsam (einem Führer gegenüber) führt.
 
 

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