Forumseintrag zu „Ein Baum wächst in Brooklyn“ von 8martin

Das Filmdebüt des großen Elia Kazan! Und für den Einstieg gab‘s gleich einen Oscar. Dabei hat Kazan im Laufe seines Lebens noch so viele, wunderbare Filme gemacht,
Hier steht die arme Familie Nolan im Mittelpunkt: Vater Johnny (Oscar für James Dunn), Gelegenheitskellner und Alkoholiker, Mutter Katie (Dorothy McQuire) Putzfrau und zwei Kinder: Francie (Ehren Oscar für Peggy Ann Garner) und Neeley (Ted Donaldson). Sie kämpfen alle Anfang des 20. Jahrhunderts ums Überleben. Stellvertretend für die Verwandtschaft ist Tante Sissy (Joan Blondell) und selbst der örtliche Cop McShane (Lloyd Nolan) aus dem Revier hilft wo er kann. Selten war eine dermaßen große Zahl von Gutmenschen in einem Plot versammelt. Menschliche Herzlichkeit und Wärme kommen hier so knüppeldick daher, dass sie uns heute fast schwer erträglich erscheinen.
Kazan gelang eine eindringliches Sozialdrama alter Schule (1945!). Dabei konnte er die hervorragende Vorlage von Betty Smith kongenial umsetzten. Differenzierte Charaktere – quasi Brutto-Typen des Films – prägen die ganze Atmosphäre.
Johnny ist äußerst liebenswert und phantasievoll aber schwach. Kathie ist verhärmt und innerlich erstarrt, aber eine Kämpfernatur. Francie ist die begabteste in der Familie mit ersten Tendenzen zur Schriftstellerin. Bruder Neeley ein echter Lausbub, der weiß, wie man auf den Straßen von Brooklyn überlebt. Und wenn alles nichts hilft, weiß immer die lebenslustige Tante Sissy Rat.
Es gelingt hier ein schmonzettenhaftes Melodram zu vermeiden. Die Tränen und die bewegenden Dialoge lassen viele Zuschauer selbst zum Taschentuch greifen. Durch das Ausblenden von Johnnys Ende und der Geburt seines Sohnes, sowie der angedeutete Aufstieg durch Bildung steht am Ende ein gelungenes Happy End. Da wächst mehr heran als nur ein Baum. Richtig toll! Eine Perle alter Schule.