Parasite

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Forumseintrag zu „Parasite“ von MrsBlonde


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MrsBlonde (16.10.2019 15:18) Bewertung
Perfides Spiel mit der Identität
Exklusiv für Uncut
Der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho konnte sich in den vergangenen Jahren mit Filmen wie „Okja“ oder „Snowpiercer“ bereits einen Namen als international angesehener Filmemacher machen. Nun folgt mit „Parasite“ wohl die Krönung seiner bisherigen Filmbiografie. Der Gewinner der Goldenen Palme 2019 – der erste aus Südkorea! - begeistert nämlich nicht nur durch seine äußerst ansprechende Inszenierung, sondern stellt darüber hinaus auch einen bitterbösen Kommentar auf die Gesellschaft dar.

Am besten funktioniert der Film zwar, wenn man so wenig wie möglich über die Handlung weiß; dennoch sei schon mal so viel verraten:
Bestehend aus Vater, Mutter, Sohn und Tochter, trifft die in prekären Verhältnissen lebende Familie Kim auf ihr deutlich finanzstärkeres Äquivalent, die Familie Park.
Als Ki-woo (Choi Woo-shik), der Sohn der Kims (Song Kang-ho, Jang Hye-jin), unter unlauteren Umständen als Nachhilfelehrer von Da-hye (Jeong Ji-so), der Tochter der Parks (Lee Sun-kyun, Jo Yeo-jeong), angestellt wird, stellt dies den ersten Schritt einer Reihe von fatalen Umständen dar, die das Leben der beiden Familien für immer verändern wird. Und dabei kommen auch so einige sprichwörtliche Leichen im Keller zum Vorschein.

Zugrundeliegendes Thema von „Parasite“ scheinen Klassenunterschiede zu sein; etwas, was Bong Joon-ho bereits in „Snowpiercer“ thematisiert hatte. Und auch der Vorjahressieger von Cannes, Hirokazu Koreedas „Shoplifters“, reiht sich in eine Reihe von Filmen ein, in denen die Diskrepanz zwischen Arm und Reich im Vordergrund steht. Der Gedanke ist nicht neu; die Art der Umsetzung, die Bong bei „Parasite“ an den Tag legt, ist jedoch alles andere als konventionell.

Einerseits als Tragikomödie ausgelegt, deren ernster Hintergrund in der wirtschaftlich kritischen Realität Südkoreas verortet ist, andererseits als Satire, die teilweise einfach nur extrem absurd erscheint, findet man sich als Zuschauer in einer überdimensionalen Welt der Groteske wieder, innerhalb derer allerdings alles Sinn ergibt. Surreale Wirklichkeiten treffen auf wirtschaftliche Realitäten, wobei vor allem Faktoren wie Grundbesitz, Erwerbstätigkeit und Familienstrukturen genauer unter die Lupe genommen werden. Und damit erschafft Bong Joon-ho eine zeitgeistige Gesellschaftsparabel, die sich vorrangig auf schwarzem Humor gründet und vor lauter zündender Metaphern nur so strotzt.

Durch und durch äußerst gekonnt inszeniert, kann „Parasite“ auch auf visueller Ebene überzeugen und wartet mit einem Schauspielerensemble auf, dass sich perfekt zu ergänzen scheint. Gerade das Ausloten räumlicher Besonderheiten und Hong Kyung-pyos gelungene Kameraarbeit, die sehr stark an sein vorheriges Projekt („Burning“ von Chang-dong Lee) erinnert, stellen Besonderheiten dar. Darüber hinaus schafft es der Film, immer wieder zu erstaunen und hält so bis zuletzt die ein oder andere Überraschungen bereit. „Parasite“ stellt somit sicherlich ein Highlight des Filmjahres 2019 dar – wenn nicht sogar DAS Highlight.
 
 

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