Leid und Herrlichkeit

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Forumseintrag zu „Leid und Herrlichkeit“ von MrsBlonde


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MrsBlonde (22.07.2019 23:12) Bewertung
Almodóvars wohl persönlichster Film
Exklusiv für Uncut
„Leid und Herrlichkeit“ fasst das Leben von Salvador Mallo wohl äußerst präzise zusammen: die Ereignisse rund um die Hauptfigur in Pedro Almodóvars neuestem Film, der seine Premiere bei den 72. Internationalen Filmfestspielen von Cannes feierte, sind geprägt von so einigen Höhen und Tiefen. Almodóvar, die Regie-Ikone aus Spanien, reflektiert darin allerdings nicht nur über das Filmgeschäft, sondern bietet auch allerhand private Einblicke in seine eigene Vergangenheit.

Der alternde Filmregisseur Salvador Mallo (Antonio Banderas) zählt zu den bekanntesten Filmemachern Spaniens, durchlebt allerdings zurzeit eine künstlerische Schaffenskrise. Aber auch seine körperlichen Probleme werden ihm immer mehr zum Verhängnis. Nachdem er erfährt, dass sein Film „Sabor“ wiederaufgeführt werden soll, besucht er seinen ehemaligen Hauptdarsteller Alberto (Asier Etxeandia), mit dem es vor vielen Jahren zu einem Zerwürfnis kam. In Folge dessen sieht er sich mit weiteren Geistern der Vergangenheit konfrontiert: so erinnert er sich an seine Kindheit in Paterna in den 1960er Jahren und an seine Mutter Jacinta (Penélope Cruz), die sich für ihren Sohn ein besseres Leben erhoffte. Und er erinnert sich an seine Zeit in Madrid in den 1980er Jahren, in denen er Federico (Leonardo Sbaraglia) kennenlernte, in den er sich verliebte…

Wenn man die Filme von Pedro Almodóvar betrachtet, fällt vor allem eines auf: sie sind bunt, schrill und beinhalten ganz viel schwarzen Humor. Nach kleinen Meisterwerken wie „Alles über meine Mutter“, „Volver“ oder „Julieta“, in denen er allesamt starke Frauenfiguren ins Zentrum rückte, zeigte er 2011 mit „Die Haut, in der ich wohne“ erstmals eine etwas andere Seite, als er die Handlung rund um einen von Antonio Banderas dargestellten morbiden Chirurgen anordnete. Das bewährte Gespann Almodóvar/Banderas ist nun zurück und die Auseinandersetzung mit der Filmthematik macht das Vorhaben dieses Mal noch persönlicher.

Besonders macht den Film nämlich der selbstreflexive Zugang seitens Almodóvar, der in seinen Filmen zwar immer wieder autobiografische Elemente miteinband, dies nun jedoch auf die Spitze trieb. Er hat mit „Leid und Herrlichkeit“ nicht nur einen Film über einen Filmemacher gemacht, sondern dies auch nochmal innerhalb des Films reflektiert. Kein Zufall also, dass im Hintergrund einmal ein Filmplakat zu Federico Fellinis „8½“ zu sehen ist, der dahingehend ähnliche innerfilmische Strukturen aufweist.

Gleichzeitig liefert er aber auch einen vielschichtigen Film, der Themen wie Trennungen, Abhängigkeit und Exzesse behandelt, aber vor allem auch: die Liebe. Sei es die Liebe zwischen einem Liebespaar oder jene zwischen Mutter und Sohn. Doch, wie einmal bemerkt wird, die „Liebe reicht nicht aus, um den, den man liebt, zu retten“. Und so wechseln sich eben „Leid und Herrlichkeit“ miteinander ab. Auf verschiedenen Zeitebenen werden wir Zeuge vom Leben Salvadors, Pedro Almodóvars Alter-Ego, und von dessen zeitgeistigen Eigenheiten. Um dann zum Schluss zu kommen, dass es sich hier um ein klug inszeniertes, semiautobiographisches Portrait eines Filmemachers handelt, dessen Liebe zum Kino so groß zu sein scheint wie die Liebe zu seiner Mutter.
 
 

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