Beklemmender Blick in die Realität
Ein ebenso ergreifender wie schockierender Film, der einen grandiosen Kevin Bacon zeigt. Nach all den Hollywood Filmen über sexuelle Belästigungen erspart „The Woodsman“ seinen Zuseher unnötige Sexszenen, denn Pädophilie sollte wirklich nicht auch noch graphisch dargestellt werden. Was dank dieser intelligenten, weisen Aussparung bleibt, ist beinahe ein Kammerspiel – beklemmend und traurig, mitleiderregend und hoffnungslos. Kevin Bacons Charaktere wirkt niemals anklagend, sondern verblüffend real, und die Szenen mit Kyra Sedgwick zeigen deutlich, wieso die beiden nicht nur auf der Leinwand, sondern auch im wirklichen Leben ein Paar sind. Selten hat ein Promipärchen derart unspektakulär, doch großartig und voller Vertrauen in einem Film agiert.
Der Film bietet weder Urteile, Action, Anschuldigungen, Entschuldigungen, Erklärungen, noch ein Ende. Was er jedoch bietet ist mit Sicherheit die bisher bei weitem beste filmische Befassung mit dem heiklen Thema Pädophilie. Grandiose Schnitte und ein stiller Handlungsablauf ohne übertriebene Hollywood-Dramatik machen „The Woodsman“ zu einem beklemmenden Meisterwerk, das in den Kinos nicht auf kommerziellen Erfolg aus war, sondern einfach nur zum Nachdenken anregen wollte. Gerade heutzutage, wo die USA zur Bekämpfung von „Sexverbrechern“ Mikrochips und elektronische Armbänder einsetzt, ist die Thematik dieses Films hochbrisant, ohne dass im Film selbst je Position dazu bezogen wird, womit dem Zuseher diese Aufgabe überlassen bleibt.
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