Die Hure

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Forumseintrag zu „Die Hure“ von 8martin

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8martin (28.03.2019 16:44) Bewertung
Raue Schale...
Ken Russell – nicht verwandt oder verheiratet mit der Hauptdarstellerin Theresa – hat eine Psychostudie aus dem Nuttenmilieu gemacht. Die war im wirklichen Leben mit Regiestar Nicolas Roeg verheiratet, bei dem ja bekanntlich ‘die Gondeln Trauer trugen‘ oder ‘Ein Mann vom Himmel fiel‘.
Die Hure Liz spricht in die Kamera, erläutert ihre momentane Situation und legt quasi eine Lebensbeichte ab. Mit ironischer Distanz betrachtet sie ihren Job, hat fast Mitleid mit den hodengesteuerten Männern. Wir sehen nur abartige Beispiele, alles außer einem ‘Missionar‘. Gutgläubig und blauäugig wie sie ist, heiratet sie sogar, bekommt ein Kind, fühlt sich als ‘Fast Food‘. Sie braucht den Zuhälter Blake (Benjamin Mouton) zum eigenen Schutz. Der ist ein brutales, fieses Schwein und behandelt sie wie den letzten Dreck. Er fühlt sich als ‘Manager einer Mösenfabrik‘. Nur Rasta (Antonio Fargas) ein Straßenkünstler, hört ihr zu, versucht sie zu verstehen gibt ihr neuen Lebensmut und wird sie am Ende befreien.
Wie die zwei Brennpunkte innerhalb einer Ellipse bilden zwei Schocker den Rahmen für diesen außergewöhnlichen Film: am Anfang sehen wir wie Liz zugerichtet wird, am Ende befreit sie Rasta vom fiesen Blake mittels einer Glasscherbe, nachdem er sie zuvor schon geschärft hatte.
Der Film ist nichts für Voyeure und schon gar kein Porno. Er schafft eher Verständnis für die unmenschliche Situation der Straßennutten. Zeigt aber auch ihre Verletzlichkeit und Abhängigkeit und die Unmöglichkeit ins ‘normale Leben‘ zurückzukehren. Die großartige Theresa Russell spielt die Hauptrolle, als sei es für sie das Selbstverständlichste der Welt. Und das tut dem Film gut.
 
 

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